Im Alter von 99 Jahren

Letzter europäischer Konzilsvater Luigi Bettazzi gestorben

Veröffentlicht am 16.07.2023 um 10:55 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ 2.700 Bischöfe und Ordensvertreter nahmen am Zweiten Vatikanischen Konzil teil. Er gehörte zu den letzten lebenden Konzilsvätern und war Erstunterzeichner des legendären Katakombenpakts. Nun ist Bischof Luigi Bettazzi gestorben.

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Der letzte lebende europäische Konzilsvater, Luigi Bettazzi, ist tot. Der frühere Bischof der italienischen Diözese Ivrea starb am Sonntagmorgen im Alter von 99 Jahren, wie die kirchliche Tageszeitung "Avvenire" berichtete. Er zählte zu den ursprünglich rund 2.700 Bischöfen und Vertretern von Ordensgemeinschaften, die am Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) teilnahmen.

Bettazzi, der am 26. November 100 Jahre alt geworden wäre, leitete das nördlich von Turin gelegene Bistum von 1967 bis 1999. Viele Jahre war er Präsident der internationalen katholischen Friedensorganisation "Pax Christi" und wegen seines Einsatzes für Menschen- und Sozialrechte bekannt. Aufgrund seiner progressiven Positionen war er häufig ein Außenseiter in der Italienischen Bischofskonferenz. Bettazzi gehörte zu den Erstunterzeichnern des sogenannten Katakombenpakts. Damit verpflichteten sich im November 1965 in Rom 40 Bischöfe, für eine arme und bescheidenere Kirche einzutreten.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi, dankte am Sonntag für Bettazzis Zeugnis sowie für die Freiheit und die Liebe zur Kirche, mit der er am Zweiten Vatikanischen Konzil, der wichtigsten Kirchenkonferenz des 20. Jahrhunderts, teilgenommen habe. "Lächeln, Freundlichkeit, Festigkeit, Ironie, die Fähigkeit, die Geschichte zu lesen und die Botschaft des Friedens zu überbringen, waren seine wesentlichen Eigenschaften", heißt es in einer Erklärung Zuppis zum Tod des Kirchenmannes.

Drittältester Bischof der Welt

Im vergangenen Jahr würdigte Bettazzi in einem Interview mit der italienischen Zeitung "La Stampa" den Einsatz von Papst Franziskus für Synodalität und für die Armen. Damit belebe der Pontifex den Geist des Konzils wieder. Bei den Themen aus allen vier Konstitutionen des Konzils sah er dagegen noch Nachholbedarf. "Unter diesem Gesichtspunkt sollte das Konzil nicht so sehr als End-, sondern als Anfangspunkt gesehen werden", sagte der emeritierte Bischof damals.

Nach dem Tod des japanischen Bischofs Peter Takaaki Hirayama am Samstag war er für einen Tag der drittälteste lebende Bischof der katholischen Kirche, dessen genaues Geburtsdatum bekannt ist. Älter als Bettazzi sind der emeritierte Bischof von Ciudad Lazaro Cardenas in Mexiko, Jose de Jesus Sahagun de la Parra (101 Jahre), und der emeritierte Bischof von Corpus Christi in den USA, Rene Henry Gracida (100 Jahre). (cbr/KNA)

16.07.23, 13.20 Uhr: Ergänzt um Reaktion von Kardinal Matteo Zuppi.