Streit zwischen Opus Dei und Bischof um Marienwallfahrtsort
In der spanischen Diözese Barbastro-Monzón ist ein Streit zwischen Bischof Ángel Javier Pérez Pueyo und dem Opus Dei um die Kirche des Marienwallfahrtsorts Torreciudad entbrannt. Das Bistum fordert von der Personalprälatur künftig die Zahlung eines Geldbetrags von etwa 600.000 Euro für die Nutzung des Geländes einer alten Einsiedelei und der dazugehörigen Marienstatue, berichtete das spanische Magazin "Vida Nueva" am Donnerstag unter Bezugnahme auf nichtgenannte Quellen aus dem Opus Dei. Bislang zahle die Vereinigung der Diözese hierfür eine symbolische Summe von 16 Euro. Im vergangenen Jahr hatte die Personalprälatur nach eigenen Angaben durch die Betreuung von Torreciudad mehr als 1,2 Millionen Euro an Einnahmen verzeichnet. Gleichzeitig gab das Opus Dei an, dass der Wallfahrtsort aus finanzieller Sicht keinen Gewinn abwerfe. In der gleichen Höhe der Einnahmen habe man Investitionen tätigen müssen.
Hintergrund des Streits um den eng mit Opus-Dei-Gründer Josefmaria Escrivá de Balaguer verbundenen Wallfahrtstort scheinen Bemühungen der Diözese Barbastro-Monzón zu sein, auf dessen Gebiet Torreciudad liegt, mehr Kontrolle über die Aktivitäten vor Ort zu erhalten. In den vergangenen Monaten habe Pérez mit der Personalprälatur Verhandlungen über eine Aktualisierung des Vertrags über die Zusammenarbeit an der Wallfahrtsstätte aus dem Jahr 1980 geführt, berichtete das spanische Nachrichtenportal "elDiario.es". Da die Gespräche zu keinem für beide Seiten zufriedenstellenden Ergebnis gekommen seien, habe es vor knapp drei Wochen ein Treffen zwischen dem Ortsbischof und dem Opus-Dei-Prälaten Fernando Ocáriz gegeben. Auch bei diesem Zusammentreffen scheint keine Einigung erzielt worden zu sein.
Am Dienstag ernannte Pérez daraufhin zum ersten Mal in der Geschichte von Torreciudad einen Priester zum Rektor der 1975 erbauten Wallfahrtskirche, der nicht dem Opus Dei angehört. Der 87-jährige Diözesanpriester José Mairal soll ab September die Geschicke der Marienwallfahrtsstätte leiten. Mairal ist Pfarrer der zuständigen Pfarrei. Unterstützt wird er bei der Seelsorge im Wallfahrtsort von einem Team aus drei Priestern, die der Personalprälatur angehören. Als Begründung für diesen Schritt führte das Bistum an, keine Vorschlagsliste mit drei Kandidaten vom Opus Dei für den Posten des Rektors erhalten zu haben. Pérez hatte zuvor mehrmals darum gebeten.
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Das Opus Dei zeigte sich von diesem Schritt empört. "Die Prälatur des Opus Dei vertritt die Meinung, dass es dem Bischof nicht zusteht, diese Ernennung zu vollziehen, da es sich um eine Kirche der Prälatur handelt", hieß es vom Opus Dei. Die Vereinigung bezieht sich dabei auf den Vertrag über die Zusammenarbeit, der dem Regionalvikar des Opus Dei das Recht der Ernennung des Rektors gewährt. Das Bistum verwies auf Kanon 557 des kirchlichen Gesetzbuches Codex Iuris Canonici, das dem Diözesanbischof dieses Recht zuschreibt.
Der Marienwallfahrtsort Torreciudad in Aragonien im Nordosten Spaniens geht auf eine Einsiedelei aus dem 11. Jahrhundert zurück, in der das Bildnis Unserer Lieben Frau von den Engeln verehrt wird. In den 1960er-Jahren beschloss Opus Dei-Gründer Escrivá, dort eine neue Kirche zu errichten und den Ort zu einer großen Wallfahrtsstätte des Opus Dei auszubauen. Der Gründer der Vereinigung hatte eine enge Beziehung zum Marienbildnis von Torreciudad: Als Zweijähriger pilgerten seine Eltern mit ihm zur dortigen Gottesmutter, um ihre Dankbarkeit über eine überstandene Krankheit des kleinen Josefmarias auszudrücken. 1975 wurde die Kirche eingeweiht, die mittels zahlreicher Spenden von Angehörigen des Opus Dei gebaut wurde. Torreciudad gilt als ein spirituelles Zentrum der Personalprälatur und empfängt jährlich etwa 190.000 Pilger. Zusammen mit den Marienwallfahrtsorten Saragossa, Montserrat (beide Spanien), Meritxell (Andorra) und Lourdes (Frankreich) bildet Torreciudad die "Ruta Mariana". (rom)