Wirtschaftliche Lage in Portugal angespannt

Kunst-Protest kritisiert Finanzierung des Weltjugendtags in Lissabon

Veröffentlicht am 30.07.2023 um 16:08 Uhr – Lesedauer: 

Lissabon ‐ Bereits seit einigen Monaten gibt es in Portugal eine öffentliche Diskussion um die Kosten des Weltjugendtags. Kurz vor Beginn des Treffens kritisiert nun ein Streetartkünstler mit einer provokativen Aktion die Finanzierung durch den Staat.

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Eine künstlerische Protestaktion gegen die Kosten des Weltjugendtags sorgt in Portugal kurz vor dessen Start für Diskussionen. Der Streetartkünstler Artur Bordalo rollte vor wenigen Tagen einen Teppich in der Optik von 500-Euro-Scheinen vor einer Bühne für Papstgottesdienste in Lissabon aus und verbreitete ein Video davon bei Instagram. Mit 200.000 Likes zeigten andere Nutzer ihre Zustimmung. Lissabons Bürgermeister Carlos Moedas reagierte auf den Protest ebenfalls mit einem Instagram-Video: Er legte eine Fußmatte mit dem Gruß "Willkommen" in verschiedenen Sprachen vor die gleiche Bühne.

Bereits seit Monaten gibt es in Portugal angesichts der wirtschaftlich schwierigen Lage eine Debatte über die Finanzierung des Weltjugendtags. Besonders die veranschlagten Kosten für die Altarbühne, auf der Papst Franziskus die Abschlussmesse zelebrieren will, sorgten bei Kritikern für Unmut und Unverständnis. Nach anhaltenden Vorwürfen wurde das Budget deutlich gekürzt.

Befürworter des Weltjugendtags wie dessen Organisator, Weihbischof Americo Aguiar, argumentieren, dass der Weltjugendtag kein Kostenfaktor, sondern eine Investition in Portugal sei. Geld fließe auch in Infrastruktur, außerdem gäben die Gäste Geld im Land aus und der Werbeeffekt des Treffens für Portugal sei groß, so Aguiar.

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Artur Bordalo, bekannt auch unter seinem Künstlernamen Bordalo II., begründet seine Aktion "Walk of Shame" mit Protest gegen das finanzielle Engagement des säkularen Staates für das kirchliche Ereignis, vor allem angesichts der wirtschaftlichen Lage Portugals und wegen der Rolle der katholischen Kirche beim Thema Missbrauch. "Ich finde es pervers, dass nach dem Bekanntwerden des sexuellen Missbrauchs in der Kirche der Staat dieses katholische Fest sponsert. Das ist erschreckend", sagte er der Zeitung "Expresso" (Sonntag).

Mitte Februar hatte eine von Portugals Bischofskonferenz ins Leben gerufene Kommission einen Untersuchungsbericht veröffentlicht, wonach zwischen 1950 und 2022 mindestens 4.815 Personen im kirchlichen Kontext sexuell missbraucht wurden. Die Übergriffe fanden demnach vor allem in katholischen Seminaren, Heimen, Schulen oder Sporteinrichtungen statt. Das Durchschnittsalter der Opfer lag bei knapp elf Jahren; in 77 Prozent der Fälle waren Priester die Täter. Der Weltjugendtag mit mehreren hunderttausend Jugendlichen aus der ganzen Welt findet vom 1. bis 6. August in Lissabon statt. Papst Franziskus besucht die katholische Großveranstaltung ab 2. August. (KNA)