Bischof Feige verteidigt Ostbistümer – Geldnot werde übersehen
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat kritisiert, dass die schlechte Finanzsituation seines Bistums öffentlich nicht genug wahrgenommen werde. "Läge das Bistum Magdeburg an einem anderen Ort auf der Welt, würde man unsere Probleme wahrscheinlich verstehen; da es sich aber in Deutschland befindet, werden wir mit den anderen Bistümern in einen Topf geworfen und über einen Kamm geschoren", schreibt Feige in einem Gastbeitrag der Herder-Korrespondenz (August). Die in den Medien beschworene "reiche Kirche in Deutschland" sei eine klischeehafte Pauschalisierung. Die 27 deutschen Bistümer seien insgesamt "personell, finanziell, strukturell und kontextuell sehr ungleich aufgestellt", schreibt Feige. Trotzdem sehe er sich mit der Erwartung konfrontiert, "dass wir im Osten auch all das vorweisen müssten, was sich potentere Bistümer im Westen leisten können".
So weist der Magdeburger Bischof Kritik zurück, dass sein Bistum noch kein eigenes Missbrauchsgutachten in Auftrag gegeben hat. "Dazu existiert auch kein Beschluss der DBK oder eine irgendwie anderweitig gemeinsam eingegangene Verpflichtung", so der Bischof. Trotzdem erschienen Berichte darüber, welche Bistümer solche Studien erstellen ließen und welche nicht. "Selbst das Zentralkomitee der deutschen Katholiken stimmt inzwischen in solche Töne mit ein." Dadurch würden die Ost-Bistümer "an den Pranger gestellt", ohne nach Gründen dafür zu fragen. Ebenso kritisiert der Bischof Aufstellungen, die die Anerkennungsleistungen westdeutscher Bistümer mit denen der ostdeutschen verglichen. Aufgrund der geringen Katholikenzahlen würden sich in Magdeburg weniger Betroffene melden, was die Unterschiede erkläre. Man unterstelle den "angeblich säumigen Bistümern" in Ostdeutschland, immer noch nicht bereit zu sein, die Aufarbeitung wirklich anzugehen.
Fehlendes Geld für Bistumsverwaltung
Die knappen Finanzen seiner Diözese wirkten sich aber auch auf andere Bereiche aus. "Was zum Beispiel die Anzahl und den Einsatz von Mitarbeitenden oder die finanziellen Möglichkeiten betrifft, gibt es gewaltige Unterschiede", schreibt Feige. "Ob – wie bei zahlreichen westdeutschen Bistümern – das Ordinariat oder Generalvikariat hunderte, vereinzelt sogar bis zu 1000 Mitarbeitende hat oder – wie wir in Magdeburg – nur über 68 Voll- und Teilzeitkräfte verfügt, ist nicht unerheblich." Oftmals müssten einzelne Personen mehrere Aufgabenfelder abdecken. Das zeige sich beispielsweise in der Presse- und Medienarbeit. "Wie viel Geld investieren einige Bistümer in ihre Kommunikation, wovon wir nicht einmal träumen können", so Feige. Die Pressestelle des Bistums Magdeburg sei mit zwei Personen besetzt, die alle Aufgaben übernähmen. "Bei einem Studientag der Deutschen Bischofskonferenz zum Thema 'soziale Medien' habe ich angesichts dessen, was alles als möglich und notwendig angesehen wurde, gesagt: 'Ich komme mir vor wie ein Hartz-4-Empfänger im Kaufhaus des Westens.'"
Feige äußerte mit Blick auf die Bistumsfinanzen Sorgen, was die "Überlegungen und Diskussionen über eine mögliche Ablösung der Staatsleistungen" angeht. "Radikale Finanzverluste würden uns äußerst empfindlich treffen." Sicher bedeutete das nicht das Ende, aber wie es in Magdeburg konkret weitergehen könnte, entziehe sich seiner Vorstellungskraft: "Auf jeden Fall müssen wir deutliche Einsparungen vornehmen." Eine Zusammenlegung der Ostdeutschen Bistümer hält Feige für keine Lösung: "Was könnte dadurch eingespart oder verbessert werden? Und zu welchen Ergebnissen würden die dazu notwendigen Verhandlungen zwischen dem Vatikan und den betreffenden Ländern führen?"
Feige hege die Hoffnung, dass mit dem Strukturbeitrag Ost und weiterer Unterstützung westdeutscher Diözesen die "katholische Kirche auch in unserer Region nicht nur irgendwie überlebt, sondern auch im gesellschaftlichen Kontext wirksam bleibt". (ben)