Die Kirche wird es schwer haben, den Mitgliederschwund zu stoppen
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Der Ökonom Fabian Peters ist überzeugt: Die Kirchen in Deutschland sind in der Lage, ihren immer schneller voranschreitenden Mitgliederschwund zu beeinflussen. Nach den desaströsen Austrittszahlen der vergangenen Jahre klingt das wie ein Hoffnungsschimmer. Verstärkt zu Taufe und Mitgliedschaft einladen, den Kontakt zu Mitgliedern halten – so sollen laut Peters Gegenmaßnahmen gegen den Abwärtstrend aussehen. Im Ansatz ist das sicher richtig, doch bei weitem nicht ausreichend.
Bevor solche Maßnahmen nämlich fruchten können, stehen die Kirchen, steht gerade auch die katholische Kirche vor einem großen Problem: dem durch Skandale und Reformunwillen selbst verursachten Glaubwürdigkeitsverlust. Wer will sich von einer Kirche einladen lassen, wer zu ihr Kontakt halten, wenn er der Institution nicht vertrauen kann, ihre Lehren nicht mehr teilt? Da kann die (frohe) Botschaft noch so stark sein: Sie wird niemanden erreichen, wenn ihre Verkünderin für die überwiegende Mehrheit unglaubwürdig ist.
Jüngstes Beispiel: Ein Pfarrer, der sich liebenden Paaren den Segen erteilt hat, wird abgemahnt. Der Fall ging nicht nur durch kirchliche, sondern auch säkulare Medien. Wieder werden sich unzählige Menschen in Deutschland fragen: Was tut dieser "Laden" da eigentlich? Menschen den Segen verweigern, nur weil man sich starr an lange nicht mehr nachvollziehbare römische Regeln halten will? Wieder werden viele Menschen einen Anlass für einen Austritt sehen. Gut zwar, dass andere Bistümer schnell klargemacht haben, anders zu handeln. In den Köpfen hängenbleiben wird aber die Priester-Abmahnung.
Solange die Kirche – oder besser: Teile der Kirche – so und ähnlich handelt, solange wird sie es eben nicht schaffen, ihren Mitgliederschwund zu verlangsamen oder gar zu stoppen. Solange sie nicht längst überfällige Reformen einleitet, werden ihr immer mehr Menschen den Rücken kehren. Ob die kommende Weltbischofssynode in Sachen Kirchenreform eine Trendwende einleitet, wie es jüngst der Erzbischof von Liverpool sagte, darf mit Blick auf die Ergebnisse früherer Synoden bezweifelt werden. Die Abwärtsspirale stoppen? Die Kirche wird es sehr schwer haben.
Der Autor
Tobias Glenz ist Redakteur bei katholisch.de.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.