Im Kampf gegen Klerikalismus hat Franziskus selbst noch viel zu tun
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Es ist ihm ganz offenkundig wichtig. "Verzeihen Sie mir, wenn ich mich wiederhole", so schreibt Papst Franziskus an seine Priester. In dem auf dem Weltjugendtag unterzeichneten Brief an die Priester der Diözese Rom warnt er abermals vor Klerikalismus. Zu seinen Ausprägungen gehöre, "wenn wir, vielleicht ohne es zu merken, den Menschen zeigen, dass wir überlegen, privilegiert, 'höher' gestellt und daher vom Rest des heiligen Volkes Gottes getrennt sind".
Nun ist nur zu begrüßen, wenn der Papst an der Spitze der wesentlich hierarchisch verfassten Kirche jedes Herrschaftsgebaren von Klerikern verurteilt. Die Warnung sollte Teil jeder Gewissenserforschung sein – und kann im Übrigen analog auch Laien zur Reflexion auf ihr Tun bei der Christusnachfolge helfen.
Angesichts der derzeit verstärkt diskutierten Reformen mit Blick auf die Zugangswege zum Priesteramt wäre die Umsetzung der päpstlichen Vorgaben zwar nur ein kleiner Schritt. Vor allem aber gibt es bei der Bekämpfung des Klerikalismus auch für Papst Franziskus selbst weiterhin genug zu tun. Das beginnt mit den letztlich kirchenrechtlich fixierten Besonderheiten der Rolle von Priestern, die veränderbar wären – und endet nicht bei der Liturgie.
Verzeihen Sie, lieber Papst Franziskus. Entstehen nicht vor allem bei Großgottesdiensten mit Konzelebrationen und langen Prozessionen bei den Ein- und Auszügen schnell falsche Bilder im Kopf? Wie soll man sich nicht so wichtig nehmen, wenn die Eucharistiefeier mit Recht Quelle und Höhepunkt kirchlichen Lebens genannt wird, sich um den Altar dann aber nur Geweihte scharen? Beim Abschlussgottesdienst des Weltjugendtags sollen es 700 Bischöfe und 10.000 Priester gewesen sein. Klerikalismus-Prophylaxe sieht anders aus.
Der Autor
Dr. Stefan Orth ist Chefredakteur der Herder Korrespondenz.
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