Standpunkt

Papst Franziskus stutzt das Opus Dei auf Normalmaß

Veröffentlicht am 10.08.2023 um 00:01 Uhr – Von Felix Neumann – Lesedauer: 

Bonn ‐ Immer wieder schränkt Papst Franziskus Rechte und Privilegien des Opus Dei ein – das ist nicht nur die Willkür, die dem Papst zusteht, kommentiert Felix Neumann: Das hat auch einen guten Grund, der für Franziskus oft handlungsleitend ist.

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Scheinbar hat es Papst Franziskus auf das Opus Dei abgesehen: Seit Jahren schwächt er die Personalprälatur durch seine Entscheidungen. Kein Bischof mehr als Prälat, das Klerus- und nicht mehr das Bischofsdikasterium als zuständige Behörde, und jetzt eine Änderung des Universalkirchenrechts, die es unmissverständlich deutlich macht, wo Personalprälaturen einzuordnen sind: Konnte früher noch spekuliert werden, dass sie in den Bereich des Verfassungsrechts gehören, deuten jetzt alle Regelungen darauf hin, dass Personalprälaturen zum Vereinigungsrecht gehören wie kirchliche Vereine und Orden. Das ist nicht nur eine kanonistische Spitzfindigkeit: Verfassungsrecht regelt die tragenden Strukturen der Kirche. Institutionen, die vom Vereinigungsrecht geregelt werden, sind optional: Es kann sie geben, die Kirche gäbe es aber auch ohne sie. Sie sind mehr Werkzeug als tragende Säule.

Für das Opus Dei sind die fortwährenden Änderungen im Ergebnis eine Degradierung. Damit ist noch nicht gesagt, dass diese Abwertung das primäre Ziel oder überhaupt ein Ziel des Papstes ist: Der Blick auf einen ähnlich gelagerten Fall legt nahe, dass der Papst generell Sonderstellungen abbauen will – ohne großen Respekt vor traditionellen Privilegien. Auch dem Malteserorden hat Franziskus durch seine freihändige Reform von außen einiges von seiner Souveränität genommen. Nach der Reform sind die Malteser anderen Orden ähnlicher als zuvor.

"Der Karneval ist vorbei", war eines der ersten apokryphen Zitate von Papst Franziskus. So soll er die prunkvollen Papstgewänder direkt nach seiner Wahl abgelehnt haben. "Der Karneval ist vorbei" kann auch als Deutefolie für die kirchenrechtlichen Reformen der Personalprälatur dienen: eine Rückführung eines über die Jahre unzweckmäßig aufgeladenen Instituts auf das Wesentliche. Die jüngste Reform des Papstes steht damit in der Spur des Zweiten Vatikanischen Konzils, das die Personalprälatur erfunden hat als Instrument zum Einsatz von Klerikern dort, wo sie gebraucht werden. Der Papst schafft das Institut nicht ab, betont aber seinen instrumentellen Charakter – gegen den über Jahre gewachsenen, überhöhten macht- und geheimnisvollen Status des Opus Dei.

Von Felix Neumann

Der Autor

Felix Neumann ist Redakteur bei katholisch.de und Mitglied im Vorstand der Gesellschaft katholischer Publizisten (GKP).

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.