BDKJ-Präses fordert Aufarbeitung von Vorfällen beim Weltjugendtag
Der Präses des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Stefan Ottersbach, fordert eine kritische Aufarbeitung von Ereignissen während des Weltjugendtags in Lissabon, die einen "bitteren Beigeschmack" hinterlassen hätten. Menschen, die Regenbogenflaggen bei sich getragen hätten, seien von anderen "verbal oder sogar handgreiflich angegangen", worden, schreibt Ottersbach in einem Beitrag für "Christ in der Gegenwart" (Sonntag). Einmal sei die gemeinsame Feier der Eucharistie auf der Kippe gestanden, nachdem in einer vorhergehenden Katechese kontroverse Standpunkte zur Rolle von Frauen und Homosexuellen zur Sprache gekommen wären. "In einer anderen Messfeier wurden Menschen von einem Priester zur Mundkommunion genötigt, beziehungsweise ihnen wurde die Handkommunion verweigert", fügt Ottersbach hinzu.
Grundsätzlich habe der Weltjugendtag einmal mehr gezeigt, dass Kirche "in der Postmoderne ein Raum voller Widersprüche, fast unüberbrückbarer Gegensätze" sei, so der BDKJ-Präses weiter. Die genannten Erfahrungen wiesen auf gewichtige theologische Fragestellungen hin, die auch bei der anstehenden Weltsynode auftauchen würden: "Wie lässt sich das katholische Prinzip der Einheit in Vielfalt angesichts solcher innerkirchlicher Differenzerfahrungen adäquat weiterentwickeln?", nannte Ottersbach als Beispiel. Und weiter: "Welche Konsequenzen ergeben sich aus der grundsätzlichen Anerkennung 'aller' für synodale Entscheidungsprozesse in der Kirche?" Ottersbach greift dabei die Worte von Papst Franziskus in Lissabon auf, wonach in der Kirche Platz für alle sei.
Beim Abschlussgottesdienst habe der Pontifex mit den Worten "Habt keine Angst. Vorwärts!" zum furchtlosen Vorangehen ermutigt. "Ob Papst Franziskus an dieser Stelle auch die vielen Kleriker im Blick hatte, die vor ihm saßen?", fragt Ottersbach in Anspielung darauf, dass bei der Abschlussmesse die Plätze direkt vor dem Altar von Priestern besetzt waren. "Nach dem Weltjugendtag in Lissabon jedenfalls erwarten viele junge Menschen vom nächsten katholischen Großereignis vor allem solch starke Worte und weniger verpasste Chancen." (mal)