Standpunkt

Das Kirchensteuersystem könnte plausibler gemacht werden

Veröffentlicht am 18.08.2023 um 00:01 Uhr – Von Pater Max Cappabianca – Lesedauer: 

Bonn ‐ Viele Katholiken hinterfragen zunehmend das Kirchensteuersystem. Einfach nur auf seine Vorzüge zu verweisen, hält Pater Max Cappabianca auf Dauer für nicht erfolgversprechend. Dabei könnte es mit manchen Maßnahmen wieder plausibler gemacht werden.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Über Geld spricht man nicht. Dieser Grundsatz gilt auch innerhalb der Kirche. Bisher war dies ohne größere Probleme möglich, denn die Kirchensteuer floss reichlich. Einerseits war genug für alle da, sodass keine Verteilungskämpfe nötig waren. Zum anderen stellte aber auch kaum jemand das System in Frage, die Kirchen durch einen von ihnen selbst festgelegten Betrag zu finanzieren, der durch die staatlichen Steuerbehörden eingezogen wird.

Doch dieses System ist immer weniger plausibel. Nicht nur sogenannte "Kirchenferne" treten aus, um sich die Kirchensteuer zu sparen. Immer mehr Menschen, die zum Kern des katholischen Milieus gehör(t)en, stellen die Kirchensteuer in Frage und halten sie für nicht zeitgemäß.

Bisher scheint die Strategie zu sein, einfach nur auf die Vorzüge des deutschen Kirchensteuersystems zu verweisen. Das System sei gerecht und schenke der Kirche Freiheit und gewähre ihr größeren Handlungsspielraum. Ich fürchte allerdings, dass dies auf Dauer nicht mehr funktionieren wird. Zaghafte Versuche, eine Debatte anzuschieben, sind noch nicht in der Breite der kirchlichen Öffentlichkeit angekommen.

Die Plausibilität des deutschen Kirchensteuersystems könnte noch durch andere Maßnahmen wiederhergestellt werden: Durch eine Transparenzoffensive beispielsweise, oder auch eine noch breitere, echte und verantwortlichere Beteiligung der Kirchenmitglieder bei Entscheidungen über die Mittelverwendung, als dies bisher bei den Diözesansteuerräten der Fall ist. Auch sollte man nicht den Kopf in den Sand stecken vor möglichen, ergänzenden Alternativen.

Darauf zu vertrauen, dass die noch verbleibenden Kirchenmitglieder es auch weiterhin schon richtig finden werden, dass automatisch acht beziehungsweise neun Prozent ihrer Einkommenssteuer für die Kirche eingezogen werden, ist wohl blauäugig.

Von Pater Max Cappabianca

Der Autor

Der Dominikaner Max Cappabianca ist Leiter der Katholischen Studierendengemeinde Hl. Edith Stein in Berlin.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.