Theologe: Konservative nur "postmodernes Versatzstück" in Kirche
Laut dem Theologen und Philosophen Elmar Salmann gilt für konservativ-abgrenzende Katholiken der "Reiz der leichteren Lösung" bei Liturgie, Lehre oder Moral. "Sie bestehen auf einer kirchlichen Geschlossenheit, die allerdings eine Fiktion ist", sagte Salmann dem Portal "kirche-und-leben.de" (Freitag). "Denn sie verkennen, dass sie nur ein postmodernes Versatzstück in der kirchlichen Landschaft sind, halten sich aber für das Integral. Eine optische Täuschung."
Parteien wie die AfD widersprächen prinzipiell einem "katholischen Stilgefühl", erklärte Salmann weiter. "Ein gelassener, empfänglicher, freigiebiger Umgang mit einer jeden Meinung, einem jeden Menschen – das gehört eigentlich in die DNA eines katholischen Kulturverhaltens." Christen hätten einen Horizont, der über das Endliche hinausreiche. "Parteien, die sich als die Lösung, als Endlösung präsentieren, haben da wenig Chancen."
Das Erstarken der AfD erklärt sich der Theologe auch mit der zunehmenden Komplexität der Gesellschaft. "Wir sind dem schlichtweg nicht gewachsen", sagte Salmann. Es wundere nicht, dass viele Menschen sich eine einfachere Welt wünschten. "Wer da hinein Lösungen anbietet, auch wenn sie keine sind, hat gute Karten." Es gebe derzeit nichts mehr, worauf eine Gesellschaft gemeinsam stolz sein könne, so Salmann. Früher habe es mehr Zugehörigkeit etwa zur Partei, Herkunft, Familie und Kirche gegeben. "Das ist völlig weggebrochen. Jeder kann nur noch stolz sein auf das, was er selber darstellt. Das muss überfordern." Die Kirche mit ihrem Zuspruch an den einzelnen Menschen dringe nicht mehr in die Gesellschaft durch. (tmg/KNA)