Liturgiestreit: Päpstlicher Delegat entfernt vier Priester aus dem Amt
Der päpstliche Delegat Erzbischof Cyril Vasil hat vier Priester ihres Amts entheben lassen, die sich der Liturgiereform der syro-malabarischen Kirche nicht beugen wollen. Die Priester wurden laut indischen Medien ohne Zuweisung einer neuen Aufgabe von ihrem bisherigen Einsatzort, dem Knabenseminar in Kochi, versetzt. Gegen den Abzug der vier Geistlichen demonstrierten Laien vor dem Knabenseminar, die die Priester daran hinderten, das Gebäude wie angeordnet zu verlassen. In der vergangenen Woche hatte Vasil die Gläubigen in Kochi mit deutlichen Worten aufgefordert, die Liturgiereform umzusetzen. Wer die vom Vatikan genehmigte Zelebrationsrichtung der Messe ablehne, lehne im Grunde die katholische Kirche ab. Er habe vom Papst den ausdrücklichen Auftrag, "jene Priester und Bischöfe, die weiterhin dissident sind, wieder zum Gehorsam zu bringen", so der Erzbischof.
Unterdessen tagt noch bis Samstag die Synode der syro-malabarischen Kirche angesichts der angespannten Lage unter Polizeischutz. Am Montag berichtete der päpstliche Sondergesandte gegenüber den Bischöfen der südindischen Kirche über den bisherigen Stand und betonte laut einer Presseerklärung, dass Disziplinlosigkeit, die zum Verlust der katholischen Gemeinschaft führt, für die Kirche gefährlich sei. Auch die Synode wird von Protesten begleitet: Zwei Priester des Großerzbistums Ernakulam-Angamaly wollten am Dienstag mit einem Hungerstreik die Wiedereinsetzung der vier Geistlichen erwirken. Ein Gespräch mit Vasil konnte die Situation nicht entschärfen, die Priester wurden von der Polizei vom Gelände der großerzbischöflichen Kurie entfernt und kurzzeitig inhaftiert, teilte die Kirche am Dienstag mit.
Erste Phase der Mission des Delegaten beendet
Am Mittwoch informierte die Kirche darüber, dass die erste Phase der Mission des päpstlichen Delegaten abgeschlossen sei und er in den Vatikan aufgebrochen sei, um dem Papst und dem Ostkirchendikasterium Bericht zu erstatten. Vasil bleibe weiterhin Sondergesandter und werde nach seinem Rapport in Rom wieder nach Südindien zurückkehren.
Das Großerzbistum Ernakulam-Angamaly ist seit Jahren durch den Streit um die Liturgie tief gespalten. Bei der Auseinandersetzung geht es vor allem um die Zelebrationsrichtung des Priesters während der Heiligen Messe. Ein Kompromiss der syro-malabarischen Synode vom August 2021 sieht vor, dass der Priester sich im Wortgottesdienst der Gemeinde zuwendet und die Eucharistiefeier zum Hochaltar hin zelebriert. Von den 35 Bistümern der syro-malabrischen Kirche haben alle außer dem Großerzbistum die von der Synode beschlossene Liturgiereform umgesetzt.
Anfang August hat Papst Franziskus den slowakischen Erzbischof Cyril Vasil zu seinem Sondergesandten ernannt, um einen Weg aus der Krise zu finden. Die mit Rom in Gemeinschaft stehende syro-malabarische Kirche in Kerala führt ihre Wurzeln auf den Apostel Thomas zurück, der Jerusalem im Jahr 40 verlassen haben soll und der Legende nach im Jahr 53 nach Indien kam. Zum Großerzbistum Ernakulam-Angamaly gehören über 650.000 Katholiken. (fxn)