Geschlechtergerechtigkeit komme in Kontinentalpapieren der Weltsynode vor

Knop: Synodalität nicht ohne Umkehr in Frauenfrage möglich

Veröffentlicht am 28.08.2023 um 11:54 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ In allen Dokumenten der kontinentalen Etappe der Weltsynode kommt die Rolle von Frauen in der Kirche vor, beobachtet Julia Knop. Die im Intstrumentum laboris aufgeworfenen Fragen gehen ihr aber nicht weit genug.

  • Teilen:

Die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop hat mit Blick auf die im Oktober beginnende Weltsynode eine konsequente Gleichstellung der Geschlechter in der Kirche gefordert. "Denn Geschlechtergerechtigkeit gibt es nicht im Komparativ, nicht mehr oder weniger, besser oder schlechter, sondern nur ganz oder gar nicht", schreibt Knop in einem Beitrag für die "Herder Korrespondenz" (September-Ausgabe). Diese Geschlechtergerechtigkeit lasse sich nicht auf das sakramentale Amt engführen, funktioniere aber auch nicht ohne dies.

Im Instrumentum laboris sei die Frauenfrage jedoch lediglich die Frage danach, wie Frauen im Rahmen der standes- und geschlechtsspezifischen Hierarchien der römisch-katholischen Welt mehr Wertschätzung und Handlungsspielräume bekommen könnten. Möglicherweise würden so künftig einige Frauen mehr Verantwortung vor Ort und in der Kurie übernehmen, Pfarreien leiten, den Generalvikar unterstützen oder Dikasterien führen. "In vielen Gegenden der katholischen Welt ist das schon viel, es ist richtig und wichtig und überfällig. Aber es ist bei Weitem nicht genug", kritisierte Knop. Dies sei dann kein Akt der Gerechtigkeit, sondern der Gnade. "Solange Männer der Kirche qua (Lehr- und Leitungs-)Amt definieren, was Frauen sind, dürfen und sollen, ist die Frauenfrage in der römisch-katholischen Kirche noch gar nicht ernsthaft gestellt, geschweige denn überzeugend beantwortet", so die Dogmatikerin.

Fehlende Geschlechtergerechtigkeit religiöses Problem

Die Weltsynode sei in der Tat nicht als Synode zur Frauenfrage tituliert worden. "Aber den Rückmeldungen der Katholikinnen und Katholiken zufolge kann Synodalität im 21. Jahrhundert schlichtweg nicht ohne eine fundamentale kirchliche Erneuerung und Umkehr in dieser Frage gelingen." Die Einschätzung, dass die bisherigen kirchlichen Antworten auf die Frauenfrage "wirkliche Gemeinschaft, echte Teilhabe und glaubwürdige Sendung aller (in) der römisch-katholischen Kirche" be- oder verhindere, komme in allen sieben Abschlusspapieren der kontinentalen Etappe vor, so Knop. Dies sei bemerkenswert, da das Gewicht der Antworten der Gläubigen für bestimmte Themen während des Prozesses immer konsequenter von Bischöfen und am Ende vom Papst bestimmt würden.

Da die nach- und untergeordnete Rolle der Frauen und ihre mangelnde Beteiligung an kirchlichen Entscheidungsprozessen auf allen Kontinenten benannt und beklagt werde, könne Geschlechtergerechtigkeit demnach "nicht mehr als Zeitgeist oder kulturelles Merkmal moderner westlicher Gesellschaften diskreditiert werden, das den Kirchen des Globalen Südens nicht oktroyiert werden dürfe", folgert Knop. Die fehlende Geschlechtergerechtigkeit werde durchweg als theologisches Problem betrachtet und geschlechtsspezifische kirchliche Diskriminierung sei für Katholikinnen und Katholiken weltweit damit ein religiöses Problem. "Ihre Überwindung ist aus religiösen Gründen geboten, keine Anpassung an 'weltliche' Maßstäbe, die kirchlich zur Disposition gestellt werden dürften."

Zudem beobachtet Knop, dass sich die Frauenfrage weltweit als grundsätzliche Anfrage an die "römisch-katholische Verknüpfung von Macht, Amt und Geschlecht" stelle. Auch die Frauenordination sei vielerorts ein Thema – "und zwar so dringlich und konfliktiv, dass dieser Diskurs Eingang in die diözesanen, nationalen und kontinentalen Beratungen und sogar in vier der sieben kontinentalen Abschlusspapiere gefunden hat", so die Dogmatikerin. Dies sei bemerkenswert, da Papst Johannes Paul II. 1994 die Debatte darüber formell beendet habe. "Offensichtlich wird sie an vielen Orten der römisch-katholischen Welt und sogar auf synodalen kontinentalen Versammlungen dennoch geführt." (cbr)