Texanische Nonnen weisen erneut Autorität des Bischofs zurück
Nach teilweise versöhnlichen Signalen weisen die Karmelitinnen von Arlington die Autorität des durch den Vatikan zum Päpstlichen Beauftragten ernannten Diözesanbischof Michael Olson erneut scharf zurück. Das Amt des päpstlichen Beauftragten ("Pontifical Commissary") sei dem Bischof unter Missachtung der kanonischen Normen und Verfahren übertragen worden, heißt es in einer auf Samstag datierten Erklärung der Oberin, Mutter Teresa Agnes Gerlach, und des Klosterkapitels auf der Webseite des Karmels. "Jede seiner Handlungen in Bezug auf uns hat sich als hinterhältig und trügerisch erwiesen, geprägt von Unwahrheit und der Absicht, uns zu verfolgen, und die Mutter Priorin schwer zu verleumden", so die Erklärung.
In der vergangenen Woche hatte der Anwalt der Nonnen noch eine Erklärung verbreitet, in der der Vorwurf des Schismas zurückgewiesen und die Autorität von Olson als Diözesanbischof grundsätzlich anerkannt wurde. Zugleich wurde seine Beauftragung durch das Ordensdikasterium als Päpstlicher Beauftragter mit umfassender Leitungsvollmacht aber zurückgewiesen. Die Erklärung des Anwalts wurde nicht auf der Webseite des Klosters veröffentlicht. Diese Erklärung reagierte auf eine Stellungnahme des Bischofs, in der er für die Nonnen die Möglichkeit einer Exkommunikation ins Spiel brachte, die sie sich als Tatstrafe durch ihren Ungehorsam zugezogen haben könnten. Formell festgestellt wurde die Exkommunikation durch den Bischof allerdings nicht.
In der jüngsten Erklärung erneuern die Nonnen ihre Vorwürfe gegen Olson, ohne ihn als Diözesanbischof ausdrücklich anzuerkennen: "Die Motive des Bischofs, gegen uns vorzugehen, und die wahren Ziele, die seine öffentliche und private Kriegsführung gegen uns beflügeln, sind völlig fremd und unvereinbar mit den Zielen, die ein wahrer Hirte bei der Ausübung seiner heiligen Autorität verfolgen sollte."
Schwere Vorwürfe gegen Bischof Olson
Unmittelbar nach seiner Ernennung durch das Ordensdikasterium hatte Olson die Oberin abgesetzt und sie aus dem Orden entlassen. Gegen die Entlassung aus dem Orden konnte Mutter Teresa Agnes innerhalb von 30 Tagen Rechtsmittel einlegen. Welche kirchenrechtlichen Schritte die Schwestern ergriffen haben, ist nicht bekannt. In ihrer jüngsten Erklärung kündigten die Nonnen an, "mit Gelassenheit und Entschlossenheit allen ungerechten kanonischen Sanktionen entgegentreten, die der gegenwärtige Ordinarius gegen sie verhängen könnte, in dem Bewusstsein, dass seine Autorität ihm gegenüber keinen Gehorsam verlangen kann, wenn er selbst zuerst der Autorität Gottes ungehorsam ist".
Der Streit um das Kloster und seine Oberin schwelt seit Monaten. Die Oberin soll einen Verstoß gegen ihr Keuschheitsgelübde eingestanden haben, daraufhin ließ der Bischof den Karmel durchsuchen, um Beweismittel sicherzustellen. Der Streit wurde Mitte Mai bekannt, nachdem sich die Schwestern an die Öffentlichkeit gewandt hatten, um über eine Klage gegen die Durchsuchung und Beschlagnahmung in ihrem Kloster zu informieren. Im Juli wies das angerufene staatliche Gericht die Klage zurück, die Polizei stellte Ermittlungen aufgrund einer Anzeige des Bistums wegen angeblichem Drogenmissbrauch im Kloster ein. Olson hält die Vorwürfe gegen die Oberin trotz der Proteste der Nonnen weiterhin aufrecht. Die Unbeschuhten Karmelitinnen sind ein Orden päpstlichen Rechts, unterstehen also grundsätzlich nicht dem Diözesanbischof. (fxn)