Basler Bischof: Glaubensdikasterium soll Fehlerquellen genau ermitteln
Der Basler Bischof Felix Gmür hat den Vatikan gebeten, das von ihm eingeräumte Fehlverhalten im Umgang mit einem Missbrauchsfall genau zu untersuchen, da eine von ihm beabsichtigte externe Untersuchung im Moment nicht zustande kommt. In einem auf diesen Dienstag datierten Brief schreibt Gmür, dass er in der vergangenen Woche eigentlich den Auftrag an unabhängige Expertinnen und Experten geben wollte, den Fall zu prüfen, um kirchenrechtliche Fehler eindeutig zu identifizieren. "Da die Akten bereits nach Rom – zur höheren Instanz – übersandt wurden und dort aktuell geprüft werden, lehnten die Kirchenrechtsexperten ab, parallel auch vor Ort eine Untersuchung durchzuführen", so Gmür wörtlich. Daher habe er nun das Dikasterium für die Glaubenslehre gebeten, "alle Fehlerquellen im Detail zu eruieren".
In dem Fall geht es um den Umgang mit mutmaßlichen Übergriffen eines Priesters auf eine zur Tatzeit Minderjährige Mitte der 1990er Jahre. Die Betroffene hatte 2019 das Bistum informiert. Das Bistum Basel bestätigte Mitte August entsprechende Recherchen der Schweizer Zeitschrift "Beobachter" und räumte ein, dass Gmür anfangs zwar richtig gehandelt, Strafanzeige erstattet sowie eine kirchenrechtliche Voruntersuchung eingeleitet hat, die Strafanzeige aber wegen Verjährung nicht weiterverfolgt wurde. Die kanonische Voruntersuchung wurde aufgrund von Fehlern des Untersuchungsführers ohne die Empfehlung eines kirchlichen Strafverfahrens eingestellt, die vorgeschriebene Meldung an das Glaubensdikasterium im Vatikan unterblieb. "Dass es nicht gelungen ist, die korrekten Schritte umzusetzen, anerkennt der Bischof als ein Scheitern, das nicht mehr vorkommen darf", hieß es in der Stellungnahme des Bistums. Bischof Gmür habe die Angelegenheit nochmals überprüft, den Fehler behoben und am 4. Juli 2023 alle Akten nach Rom übersandt.
Gmür betonte in dem Brief erneut, dass es sein erklärtes Ziel sei, begangene Fehler anzuerkennen, sie umgehend zu beheben und zukünftig zu vermeiden. "Ich bin mir bewusst, dass die aktuellen Diskussionen viel Leid und Belastung auslösen, zuallererst bei den Betroffenen sexuellen Missbrauchs und ihren Angehörigen, aber auch bei anderen Menschen in unserer Kirche." Er bedauere die Fehler und setze sich für vollständige Aufarbeitung ein. (mal)