"Wer in der AfD ist, darf in der Kirche keine Macht bekommen"

Stetter-Karp: In der Kirche werden rechtsextreme Töne schriller

Veröffentlicht am 30.08.2023 um 14:49 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Kirchliche Gremien seien in der Pflicht, mögliche Mitarbeiter nach ihrer politischen Einstellung zu fragen, meint die ZdK-Präsidentin. Sie sagt zudem, wie der nächste Katholikentag mit AfD-Mandatsträgern umgehe.

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Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sieht kirchliche Gremien in der Pflicht, mögliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach ihrer politischen Einstellung zu fragen. "Es sind also immer die gefragt, die für das jeweilige Gremium die Ordnung vertreten. Meine Haltung ist klar: Wer in der AfD ist, darf in der Kirche keine Macht bekommen", sagte Stetter-Karp der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag). Damit erneuerte sie ihre jüngste Forderung, die eine Debatte nach sich gezogen hatte.

In dem Interview kündigte sie auch an, dass für den Katholikentag 2024 in Erfurt keine AfD-Mandatsträger auf Podien eingeladen würden. "Die Haltung der AfD ist eine Haltung der Zerstörung."

Stetter-Karp verwies auf 695.000 Hauptamtliche, die in Deutschland mit und für Menschen etwa mit Behinderung oder Migrantinnen und Migranten arbeiteten. Hinzu kämen hunderttausende Ehrenamtliche. "Das Minimum wäre, die Leute im Vorfeld abzufragen, ob sie als Bewerber, als Bewerberin einem christlichen Menschenbild verpflichtet sind und ob sie auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen. Damit man eine Handhabe hat, sie wieder loszuwerden, wenn sie schon gewählt worden sind und dieser Agenda nicht folgen."

Zunehmend restaurative Standpunkte in Kirche

Gremien wie Pfarrgemeinderäte müssten sich darüber verständigen, ob und wie sie Statuten und Geschäftsordnungen nachschärften, riet Stetter-Karp. Es müsste sich von selbst verstehen, dass sich alle Kandidatinnen und Kandidaten für kirchliche Gremien entschieden gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung wenden. Der Dienstgeber habe dafür zu sorgen, dass Positionen, die dem christlichen Menschenbild widersprächen, "keinen Platz in kirchlichen Einrichtungen" hätten, auch nicht im Ehrenamt.

Auf die Frage, ob ihr eine Prüfung durch den Verfassungsschutz genügen würde, sagte Stetter-Karp, dass so etwas "sicher eine wichtige Instanz" sei. Aber wer in einem kirchlichen Gremium tätig sein wolle, müsse sich dazu bekennen, sich für Menschen einzusetzen, die die AfD ausschließen wolle.

Die ZdK-Präsidentin betonte: "In der katholischen Kirche werden rechtsextreme Töne lauter und schriller. Auch Mitglieder unserer Kirche vertreten zunehmend restaurative Standpunkte, wollen das Althergebrachte betonieren und sind empfänglich für Hetze von rechts." Da sei die Kirche ein Abbild der Gesellschaft. Viele Menschen fühlten sich "komplexen Herausforderungen eines sich schnell verändernden Lebens" nicht gewachsen. Populistische Erzählungen stießen auf offene Ohren. (KNA)