Oberhirte aus Nicaragua sei bereit, Blut für Glaube und Kirche zu geben

Jesuiten wollen Kardinalswürde für inhaftierten Bischof Álvarez

Veröffentlicht am 31.08.2023 um 12:29 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Bischof Rolando Álvarez ist einer der schärfsten Kritiker des Ortega-Regimes in Nicaragua. Deswegen wurde er zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt. Nun haben die Jesuiten der Region gefordert, dass der Bischof zum Kardinal erhoben wird.

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Die Jesuiten in Zentralamerika haben Papst Franziskus aufgefordert, den in Nicaragua in Haft sitzenden Bischof Rolando Álvarez zum Kardinal zu ernennen. "Vielen von uns würde es gefallen, wenn der Papst ihn in den Kardinalsrang erheben würde", sagte der Jesuit José María Tojeira, Pressesprecher der zentralamerikanischen Jesuitenprovinz, dem spanischen Magazin "Vida Nueva" in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview. Die Jesuiten in Nicaragua und den anderen mittelamerikanischen Ländern bewunderten Álvarez für seinen Bekennermut, so Tojeira. "Er setzt sein Leben ein für die Würde und die Verteidigung seines Volkes." Das Beispiel und die derzeitige Situation des Bischofs würden sehr an die christlichen Märtyrer erinnern. Der Kardinalspurpur werde oft als Aufforderung gedeutet, falls erforderlich das eigene Blut für die Verteidigung des Glaubens und der Kirche zu geben. Álvarez beweise durch sein Handeln, dass er dazu bereit sei.

Álvarez, der nicht dem Orden der Jesuiten angehört, wurde im Februar zu 26 Jahren Haft verurteilt, nachdem er sich geweigert hatte, Nicaragua zu verlassen. Der Umgang des Regimes von Staatspräsident Daniel Ortega mit dem Bischof ist Teil der jahrelangen Repressionen gegen die Kirche sowie andere religiöse und humanitäre Organisationen, die in Opposition zu dessen autoritärer Regierung stehen. So verbot Ortega in der vergangenen Woche auch den Jesuitenorden in Nicaragua; zuvor hatte er bereits die vom Orden getragene Zentralamerikanische Universität UCA geschlossen und ihre Immobilien konfisziert.

"Regelrechte Verfolgung der Kirche"

Aktuell befänden sich in Nicaragua noch 13 Jesuiten, sagte Tojeira weiter. Mehrere Ordensangehörige seien nun in El Salvador, vor allem pflegebedürftige und in Ausbildung befindliche Jesuiten. Der Orden setze seine Arbeit trotz der Anfeindungen durch das Regime fort, auch aus dem Ausland, von wo aus man sich besonders für die Studenten der UCA engagiere. Für die Kirche in Nicaragua gebe es "selbstverständlich eine Zukunft, wie es sie auch in anderen Ländern gegeben hat, die unter einer Diktatur gelitten haben", so der Sprecher der Jesuiten. "Aus dem Glauben Widerstand zu leisten inmitten von Schwierigkeiten bringt in der Kirche immer neue Etappen des Wachstums zum Aufblühen."

In Nicaragua gebe es eine "regelrechte Verfolgung der Kirche", so Tojeira. Die Jesuiten, seien an einem Dialog mit der Regierung interessiert, doch das Regime akzeptiere weder den Orden noch die Kirche als Gesprächspartner. Man sei sich der Solidarität von Papst Franziskus bewusst, sagte Tojeira. Doch der Orden verstehe auch, dass es für das Kirchenoberhaupt kaum möglich sei, sich öffentlich zu dem Konflikt zu äußern. Franziskus bedenke die möglichen negativen Auswirkungen für die Katholiken in Nicaragua. Vor einigen Wochen hatte der Papst bestätigt, sich für die Freilassung von Bischof Álvarez einzusetzen. So habe er den brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva gebeten, sich bei der Ortega-Regierung für den Oberhirten einzusetzen. (rom)