Zerreißprobe für die syro-malabarische Kirche

Neun Bischöfe sollen im Liturgiestreit schlichten – unter Bedingungen

Veröffentlicht am 07.09.2023 um 14:29 Uhr – Lesedauer: 

Kochi ‐ Die Synode der südindischen Kirche war von massiven Protesten überschattet, auch der päpstliche Gesandte wurde angefeindet. Dennoch haben die Bischöfe die Hoffnung auf eine Lösung des Liturgiestreits nicht aufgegeben. In den Dialog gehen sie mit klaren Forderungen.

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Eine Kommission aus neun Bischöfen soll im syro-malabarischen Liturgiestreit vermitteln. Die Synode habe beschlossen, den Dialog mit den Mitgliedern des Großerzbistums Ernakulam-Angamaly fortzusetzen, die die Liturgiereform ablehnen, teilte Großerzbischof George Alencherry in einem nachsynodalen Rundschreiben mit, das am Dienstag in englischer Sprache veröffentlicht wurde. Die Kommission habe bereits ihre Arbeit aufgenommen.

Die Mitglieder der Synode der syro-malabarischen Kirche drückten zuvor in einer gemeinsamen Stellungnahme ihre Sorge um die Einheit der Kirche aus. Die Gegner der Liturgiereform hätten sich durch ihre Proteste gegen den Päpstlichen Delegaten, Erzbischof Cyril Vasil, in eine Lage gebracht, die ihre Gemeinschaft mit der Kirche in Frage stelle. "Wir hoffen aufrichtig, dass keiner von ihnen angesichts dieser traurigen Situation die Gemeinschaft mit unserer Mutter, der heiligen katholischen Kirche, verlieren wird", heißt es in dem Brief.

Sieben Voraussetzungen für den Dialog

Für den Dialog stellten die Bischöfe mehrere Bedingungen: Jeder Vorschlag zur Lösung bedarf der Zustimmung durch den päpstlichen Delegaten, die Weisungen des Papstes sind zu beachten. Papst Franziskus hatte sich bereits im März 2022 in einem Brief  an die Gläubigen des Erzbistums Ernakulam-Angamaly gewandt und sie aufgefordert, die von der Synode beschlossene einheitliche Liturgie umzusetzen. Die neue Liturgie muss in allen Kirchen, Klöstern und Seminaren gefeiert werden. Ein Aufschub für die Umsetzung der Reform zur Ausbildung in der einheitlichen Liturgie wird nur gewährt, wenn dafür Sondererlaubnisse eingeholt werden. Priester dürfen nicht daran gehindert werden, die einheitliche Liturgie zu feiern, ebenso wenig Bischöfe beim Besuch von Gemeinden und Einrichtungen. Schließlich sind die Namen des Papstes, des Großerzbischofs und des apostolischen Administrators in der Liturgie zu nennen.

Das Großerzbistum Ernakulam-Angamaly ist seit Jahren durch den Streit um die Liturgie tief gespalten. Bei der Auseinandersetzung geht es vor allem um die Zelebrationsrichtung des Priesters während der Heiligen Messe. Ein Kompromiss der syro-malabarischen Synode vom August 2021 sieht vor, dass der Priester sich im Wortgottesdienst der Gemeinde zuwendet und die Eucharistiefeier zum Hochaltar hin zelebriert. Von den 35 Bistümern der syro-malabrischen Kirche haben alle außer dem Großerzbistum die von der Synode beschlossene Liturgiereform umgesetzt. Anfang August hat Papst Franziskus den slowakischen Erzbischof Cyril Vasil zu seinem Sondergesandten ernannt, um einen Weg aus der Krise zu finden. Die Synode der syro-malabarischen Kirche wurde von Protesten überschattet.

Die mit Rom in Gemeinschaft stehende syro-malabarische Kirche in Kerala führt ihre Wurzeln auf den Apostel Thomas zurück, der Jerusalem im Jahr 40 verlassen haben soll und der Legende nach im Jahr 53 nach Indien kam. Zum Großerzbistum Ernakulam-Angamaly gehören über 650.000 Katholiken. (fxn)