Standpunkt

Papst Franziskus zeigt: Es geht auch anders

Veröffentlicht am 14.09.2023 um 00:01 Uhr – Von Jeremias Schröder OSB – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die besondere Qualität von Papst Franziskus ist es, Alternativen zu ermöglichen, kommentiert Jeremias Schröder. Das geht manchmal schief, aber es weite den Handlungsraum. Vielleicht werde das sein bleibendes Erbe.

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Kürzlich war ich in den USA. Da wurde viel über Papst Franziskus diskutiert, landesüblich meinungsstark und polarisierend. Mir ist das als Mitteleuropäer eher fremd. Ich konnte bisher an allen Päpsten etwas Inspirierendes finden, und meist auch etwas Irritierendes. Ich halte mich dann an das Erstere, und nehme auch beim Letzteren ernst, dass der Papst das Oberhaupt der Kirche ist.

Die größte Anregung von Papst Franziskus heißt: Es geht auch anders! Die scheinbare Alternativlosigkeit so vieler Situationen hat ja bei uns in Deutschland einige Verstimmung erzeugt. Das ist aber auch ein katholisches Thema; Veränderungen werden gerne mit dem Hinweis auf fehlende Autorität gebremst. Unser jetziger Papst lässt sich nicht leicht bremsen, im Stil und in der Sache. Das geht manchmal schief, aber es weitet den Handlungsraum.

Zum Beispiel die Ernennung der Kardinäle. In der neuen Schar ist ein Ordensoberer, der General der Salesianer mit dem schönen Titel "Großrektor". Das gab es früher schön, aber dann bekam so ein Ordensoberer sofort ein neues Amt. P. Ángel Fernández Artime soll nun erst mal seinen Orden weiterleiten. Man werde dann noch sehen. So kommen jetzt Erfahrungen auf kürzestem Dienstweg ins Umfeld des Papstes, die mit dem Alltag vieler Gläubigen verbunden sind, im konkreten Fall mit dem weltweiten Schulwesen der Salesianer.

Das Kardinalskollegium war früher vielgestaltiger. Noch im 19. Jahrhundert gab es Kardinäle, die keine Bischöfe waren. Später wurde es ziemlich stromlinienförmig gestaltet, wenn man von den gelegentlichen Ernennungen von pensionierten Professoren absieht. Papst Franziskus hat schon Weihbischöfe und Nuntien zu Kardinälen ernannt, und diese zunächst auf ihren Posten belassen, und jetzt diesen Ordensoberen. Hoffentlich werden sich auf Dauer noch mehr kirchliche Stände in diesem kirchlichen Senat einfinden. Ein Pfarrer, ein Diakon, dann vielleicht einmal eine Pfarrgemeinderatsvorsitzende. Die Botschaft heißt: "Es geht auch anders."

Von Jeremias Schröder OSB

Der Autor

Jeremias Schröder OSB ist Abtpräses der Benediktinerkongregation von St. Ottilien.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.