Standpunkt

Die Kirche muss Untergang der Katholischen Fakultäten verhindern

Veröffentlicht am 19.09.2023 um 00:01 Uhr – Von Schwester Maria Gabriela Zinkl – Lesedauer: 

Bonn ‐ Wenige Tage vor Semesterbeginn blickt Schwester M. Gabriela Zinkl auf die aktuelle Situation des Studienfachs Theologie. Die Berufsaussichten für angehende Theologen sind aus ihrer Sicht nicht rosig – daher sieht sie die Kirche in der Pflicht.

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Orchideen sind seltene und sensible Gewächse. Sie benötigen besondere Fürsorge und haben auf den ersten Blick keinen praktischen Nutzen. Ihre wahre Schönheit und ihr betörender Duft erstrahlen erst bei richtiger Pflege in voller Pracht. Dies führte zu der Analogie, dass ein aufwändiges Studienfach, das wenig konkreten Nutzen hat, als Orchideenfach bezeichnet wird. Im deutschen Universitätskosmos sehen nicht wenige das Fach Theologie heute schon in der Reihe der Orchideenfächer, neben Papyrologie, Keltologie und anderen Raritäten.

Wenige Tage vor Semesterbeginn blickt man nicht nur in Kirchenkreisen gespannt auf die Zahlen der Studierenden, die sich an Katholischen und Evangelischen Fakultäten in verschiedenen Fächerkombinationen, vom Magister bis hin zum Staatsexamen für Lehramt an Schulen, für das Studienfach Theologie eingeschrieben haben. Man muss kein Prophet sein, um zu prognostizieren, dass die Studierendenzahlen in Theologie nach mehreren Jahren in Folge weiter stark rückläufig sind. Wer will denn heute noch Theologie studieren? Obwohl die Studienbedingungen mit Blick auf das Betreuungsverhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden im Vergleich zu Massenfächern paradiesisch sind, zählt die Wissenschaft, die den christlichen Glauben zum Inhalt hat, schon lange nicht mehr zu den attraktiven Studienfächern. Die Berufsaussichten für angehende Theologen und Theologinnen und Religionslehrer und -lehrerinnen sind alles andere als rosig. Trotz hoher Nachfrage von kirchlicher Seite nach entsprechend qualifiziertem theologischem Personal und verhältnismäßig guter Entlohnung im Vergleich zum anderen Arbeitsfeldern im Sozialbereich – die Arbeitgeberin Kirche hat in den letzten Jahren durch ihr undurchsichtiges Gebaren und durch die Fragwürdigkeit aktueller Nihil-Obstat-Verfahren viele Chancen verspielt und verpasst.

Das spielt heute genau jenen politischen Verantwortlichen in die Hände, die den Rückbau Katholisch-Theologischer Fakultäten an Staatlichen Universitäten, die Abkehr von Staatsleistungen an die Kirchen und die Zusammenlegung oder Kürzung Katholischer oder Evangelischer Religionslehre als Unterrichtsfach mehr denn je forcieren – Konkordatsvereinbarungen hin oder her.

Die Katholische Kirche wäre gut beraten, ihre Theologischen Fakultäten, Wissenschaftler und Studierenden gut zu hegen und zu pflegen, wenn sie sie nicht dem Untergang und der gesellschaftlichen Bedeutungslosigkeit preisgeben will.

Von Schwester Maria Gabriela Zinkl

Die Autorin

Schwester Dr. Maria Gabriela Zinkl SMCB kommt aus Regensburg und ist Borromäerin im Deutschen Hospiz St. Charles in Jerusalem. Sie arbeitet als Dozentin für Kirchenrecht und als Pädagogin.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.