Auch zwei Pionierinnen der feministischen Theologie werden geehrt

Herbert-Haag-Preis 2024 für Kirchenrechtler Norbert Lüdecke

Veröffentlicht am 19.09.2023 um 12:34 Uhr – Lesedauer: 

Luzern ‐ Norbert Lüdecke werde für sein Bemühen ausgezeichnet, "über die absolutistischen Voraussetzungen des katholischen Kirchenrechts" aufzuklären. Der Herbert-Haag-Preis 2024 geht zudem an zwei langjährige Pionierinnen der feministischen Theologie.

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Der Herbert-Haag-Preis 2024 für Freiheit in der Kirche geht an den Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke (64). Das teilte die Herbert-Haag-Stiftung am Dienstag in Luzern mit. Lüdecke werde für sein Bemühen als Theologe und Publizist ausgezeichnet, "Aufklärung zu vermitteln über die absolutistischen Voraussetzungen des katholischen Kirchenrechts". Er verstehe sein Engagement als Appell zu Mündigkeit und Illusionslosigkeit.

Ausgezeichnet werden ferner Doris Strahm (70) und Silvia Strahm Bernet (68) als langjährige Pionierinnen der feministischen Theologie in der Schweiz. Die Preisverleihung findet am 3. März 2024 in Luzern statt.

Lüdecke habilitierte sich in Bonn, Straßburg und Würzburg. Nach Lehraufträgen an der Universität Frankfurt am Main und in Münster war er 1998 bis 2022 Inhaber des Lehrstuhls für Kirchenrecht an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und Artikel zu Grundlagen und Grundproblemen des Kirchenrechts, darunter auch: "Die Täuschung – Haben Katholiken die Kirche, die sie verdienen?" von 2021.

Lüdecke: Synodaler Weg ist Partizipationsattrappe

Die Täuschung besteht laut Lüdecke darin, dass Reformversuche der Kirche wie der gegenwärtige Synodale Weg oder die Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik (1971-1975) "Partizipationsattrappen" seien. Katholikinnen und Katholiken bekämen zwar den Eindruck, mitreden zu dürfen; entscheiden dürften sie aber nicht.

Die Verleihung des Herbert-Haag-Preises an Norbert Lüdecke würdige seine Aufklärungs- und Aufdeckungstheologie. Der Preisträger habe einen zentralen Stolperstein für kirchliche Reformbemühungen in den Vordergrund gerückt. Weiter heißt es: "Er fordert dazu auf, noch dickere Bretter zu bohren und Illusionen aufzugeben, die ohnehin nur Frustrationen erzeugen." Das Rechtssystem der römisch-katholischen Kirche sei nicht biblisch, sondern römisch geprägt und sei "nicht reformierbar".

Die Stiftung für Freiheit in der Kirche wurde 1985 vom Schweizer Theologen Herbert Haag (1915-2001) gegründet. Sie steht nach eigenen Angaben im Dienste eines aufgeschlossenen und ökumenisch gesinnten katholischen Glaubens. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der Jesuit Klaus Mertes (69), die Theologen Eugen Drewermann (83) und Leonardo Boff (84), der verstorbene französische Bischof Jacques Gaillot sowie der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm (63). (KNA)