Vatikan tauscht Apostolischen Assistenten aus

Neuer Beauftragter für Aufarbeitung von SJM-Gründer Hönisch

Veröffentlicht am 25.09.2023 um 11:11 Uhr – Lesedauer: 

Blindenmarkt ‐ Das vatikanische Ordensdikasterium lässt die Geschichte des Ordens der Diener Jesu und Mariens und seines Gründers nach einer Beschwerde untersuchen. Den Prozess begleitet ein vom Vatikan beauftragter Assistent – der wurde nun ausgetauscht.

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Der "Apostolische Assistent" für die Aufarbeitung der Geschichte des Ordensgründers Andreas Hönisch wurde ausgetauscht. Anstelle des Passionistenpaters Gregor Lenzen wird der Prämonstratenser Raimund Schreier die "Diener Jesu und Mariens" (SJM) bei dem Reflexionsprozess unterstützen, teilte der Orden mit. Der Altabt des Innsbrucker Stifts Wilten sei bereits mit Dekret des Ordensdikasteriums vom 22. Juni ernannt worden und habe seine Arbeit Mitte September aufgenommen. Lenzen habe nach einem ersten Besuch bei der SJM den Auftrag "aus persönlichen Gründen" zurückgegeben. Ursprünglich war er im vergangenen Jahr für die Dauer von drei Jahren ernannt worden.

Derzeit mache sich Schreier mit den vorhandenen Dokumenten vertraut. "Zusätzlich kontaktiert er Personen, die Pater Hönisch außerhalb und innerhalb des Ordens nahegestanden waren – auch ehemalige Mitglieder –, um auf diese Weise ein ausgewogenes Bild zu gewinnen", so die Mitteilung der SJM. Hinweise auf Erfahrungen mit dem Wirken Hönischs und dem Orden nehme der Apostolische Assistent direkt entgegen. Anlässlich der Ernennung Lenzens hatte der Orden betont, dass seine Eigenständigkeit und Handlungsfähigkeit "in keiner Weise aufgehoben, tangiert oder eingeschränkt" seien. Der Orden habe bereits vor der Ernennung einen Reflexionsprozess über die Rolle seines Gründers angestoßen. Die Rolle eines "Apostolischen Assistenten" bei einer Untersuchung ist im Kirchenrecht nicht definiert. Im Fall der SJM hat der Assistent den Angaben zufolge die Möglichkeit, bei den thematisch einschlägigen Sitzungen der Generalleitung präsent zu sein, Zugang zum Archiv der Gemeinschaft sowie die Möglichkeit zu Einzelgesprächen mit Mitgliedern zu bekommen. Damit seien die Rechte vollständig aufgezählt.

Entstehungsgeschichte mit Pfadfinderverband KPE verbunden

Der ursprünglich dem Jesuitenorden angehörende Pater Hönisch gehörte 1976 zu den Gründern der Katholischen Pfadfinderschaft Europas (KPE). Der Pfadfinderverband gründete sich in Abgrenzung zu als zu progressiv empfundenen Entwicklungen in der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG). Die Diener Jesu und Mariens sind im Zusammenhang mit der KPE entstanden und bis heute eng mit ihr verbunden. Der Pfadfinderverband wurde Ende 2021 von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) als privater kanonischer Verein anerkannt, was auf Proteste von Missbrauchsbetroffenen und Jugendverbänden stieß. Hönisch war bis zu seinem Tod 2008 Bundeskurat der KPE. Im Streit mit seinem Orden um die Tätigkeit in der KPE wurde Hönisch von den Jesuiten ausgeschlossen und war zunächst Augsburger Diözesanpriester. 1988 gehörte er zu den Gründern der Diener Jesu und Mariens, die 1994 als Kongregation päpstlichen Rechts vom Heiligen Stuhl anerkannt wurde. Hönisch war bis zu seinem Tod Generaloberer des Ordens.

Im Januar kündigten die SMJ an, die nach eigenen Angaben schon vor mehreren Jahren begonnene Auseinandersetzung mit ihrer Gründungsphase und der Geschichte von Hönisch genauer zu untersuchen. Die Verdienste des Gründers dürften "über menschliche Schwächen seinerseits nicht hinwegtäuschen, die sich in manchen Bereichen naturgemäß auch in Struktur und Praxis der damals jungen Gemeinschaft widerspiegelten", teilte der Orden mit. Dazu gehörten Themen wie Übertragung von Verantwortung und angemessene geistliche Begleitung. Die Gründungszeit einer Ordensgemeinschaft sei eine Pionierzeit, in der es leicht zu Einseitigkeiten und Fehlern komme. (fxn)