Bischof Neymeyr: AfD-Mandatsträger kann kein Religionslehrer sein
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hält eine AfD-Mitgliedschaft für kaum vereinbar mit kirchlichem Engagement. Im MDR-Hörfunk plädierte er am Dienstag für eine differenzierte Prüfung: "Sympathisiert jemand mit den Zielen in der AfD? Ist er Mitglied in der Partei? Oder ist er gar Mandatsträger? Da würde ich jeweils schärfere Regeln ansetzen." Hinzu komme die Frage: "Was heißt Engagement in der katholischen Kirche? Ist jemand Religionslehrer im Auftrag der Kirche? Da würde ich sagen, dass geht für einen Mandatsträger nicht. Für ein Mitglied der Partei hätte ich auch allergrößte Bedenken."
Sollte die Partei etwa zu Menschenhass aufrufen, wäre für Neymeyr eine rote Linie überschritten: "Es kann im Extremfall auch dazu führen, dass wir sagen, diese Partei ist für Katholiken nicht wählbar oder man kann als Katholik nicht Mitglied in dieser Partei sein." Auf Nachfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erläuterte er, dass in den 1930er-Jahren manche Bistümer erklärt hatten, ein Katholik könne nicht Mitglied der NSDAP sein. "Die AfD ist nicht die NSDAP, aber wenn sie zu Menschenhass aufruft, könnte sich die Geschichte wiederholen", so Neymeyr. Das sei aber zurzeit nicht der Fall.
Die Thüringer AfD wird seit 2021 vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft. In jüngsten Umfragen konnte sich rund ein Drittel der Bevölkerung im Freistaat vorstellen, die Stimme der AfD zu geben. In einem Jahr sind in Thüringen Landtagswahlen.
"Oft sehr menschenverachtend"
Mit Blick auf Parteiziele und Aussagen der AfD sagte Neymeyr: "Da haben wir ja schon allergrößte Bedenken, ich auch. Wer den Holocaust verharmlost, für den ist es nur ein kleiner Schritt zur Gutheißung des Holocaust. Von daher ist es nötig, sich schützend vor die Juden in unserem Land zu stellen, die hier bei uns schon so Grausames erlebt haben." Neymeyr ist in der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für die Beziehungen zum Judentum zuständig. Zugleich kritisierte der Erfurter Bischof AfD-Aussagen etwa zu Geflüchteten als "oft sehr menschenverachtend".
Am Montag hatte der DBK-Vorsitzende Bischof Georg Bätzing erneut einen klaren Trennungsstrich gezogen. Ein gleichzeitiges Engagement in Kirche und AfD sei unvereinbar. Das passe mit Blick auf das christliche Menschenbild nicht zusammen, sagte Bätzing in Wiesbaden zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Bischöfe. Spitzenvertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) sehen das ähnlich und fordern, AfD-Mitglieder von kirchlichen Wahlämtern auszuschließen.
Der Augsburger Bischof Bertram Meier hatte kürzlich für Diskussionen gesorgt, weil er AfD-Mitglieder nicht pauschal von Ämtern in der katholischen Kirche ausschließen will: "Eine Parteimitgliedschaft allein ist kein Kriterium, Menschen auszuschließen. Wenn wir anfangen würden, Menschen auszugrenzen, drängen wir sie doch erst recht in eine vielleicht extreme Ecke." (KNA)