Bätzing: Positionen von AfD und katholischer Kirche sind unvereinbar
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, hat seine Kritik an der AfD erneuert. "Ich bin sehr überzeugt davon, dass die Positionen der AfD und die Position der katholischen Kirche unvereinbar sind", sagte Bätzing am Montag bei der Auftakt-Pressekonferenz der DBK-Herbstvollversammlung in Wiesbaden. Die Partei sei keine "Alternative für Deutschland", sondern wolle ein "alternatives Deutschland", so Bätzing. Bätzing bezeichnete Teile von AfD-Personal und Positionen als fremdenfeindlich und extremistisch. "Davon können wir uns als katholische Kirche nur distanzieren." Aufgabe der Kirche sei es, sich für ein demokratisches und weltoffenes Deutschland einzusetzen. Auch ein Ausüben von öffentlichen Ämtern in der Kirche sei mit einer Mitgliedschaft in der Partei unvereinbar. "Wir wollen, das ist völlig klar, ein demokratisches, europäisches, weltoffenes Deutschland, das den Problemen ins Auge sieht, die wir haben."
Am Wochenende hatte Bätzing sich bereits kritisch zur AfD geäußert. In den vergangenen Wochen haben sich immer wieder prominente kirchliche Stimmen zum Umgang der Kirche mit der Partei geäußert. So hatte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, im August ihre Forderung bekräftigt, AfD-Mitglieder von kirchlichen Wahlämtern auszuschließen. "Meine Haltung ist klar: Wer in der AfD ist, darf in der Kirche keine Macht bekommen." Die Haltung der Partei sei eine "Haltung der Zerstörung". Der Augsburger Bischof Bertram Meier dagegen will AfD-Mitglieder nicht pauschal von Ämtern in der katholischen Kirche ausschließen, etwa von dem des Lektors oder der Lektorin. Angesprochen auf die Äußerungen Meiers sagte Bätzing, dass die Einschätzungen zur Partei innerhalb der DBK nicht weit auseinanderlägen. "Ich bin sehr davon überzeugt, dass Bischof Meier kein Freund der AfD ist."
Nach den Enthüllungen über den früheren Essener Kardinal Franz Hengsbach sieht Bätzing die katholische Kirche insgesamt in einer schwierigen Situation. "Alles muss auf den Tisch", forderte der DBK-Vorsitzende. Nur so könnten Betroffene zu ihrem Recht kommen. Dass zum ersten Mal konkrete Missbrauchsvorwürfe gegen einen Kardinal in Deutschland vorlägen, habe eine neue Qualität. Für Generationen von Menschen sei der Kardinal eine wichtige Persönlichkeit gewesen. Für diese Menschen seien die Vorwürfe eine riesige Enttäuschung. Dass sich nun weitere Betroffene meldeten, bedeute aus seiner Sicht, dass sich der Verdacht erhärte, so Bätzing.
"Ein atmosphärisch sehr gutes, sehr offenes Gespräch"
Nach dem Kölner Schmerzensgeldurteil im Juni ist laut Bätzing eine neue Situation entstanden. Daher würden sich die Bischöfe bei ihrer Herbstvollversammlung auch mit dem System der Anerkennungsleistungen für Missbrauchsbetroffene beschäftigen. "Wir glauben, dieses System ist nach wie vor geeignet, in einer guten Weise auf Anerkennung für Betroffene hinzuwirken", betonte Bätzing.
Der DBK-Vorsitzende kündigte außerdem an, dass der Synodale Ausschuss wie geplant am 10. und 11. November zu seiner konstituierenden Sitzung in Essen zusammenkommen werde. Die Herbstvollversammlung in diesem Jahr sei das erste Treffen aller Bischöfe nach der fünften Synodalversammlung in Frankfurt. Ende Juli habe es zudem ein Treffen von deutschen Bischöfen mit Kurienvertretern in Rom gegeben. "Ein atmosphärisch sehr gutes, sehr offenes Gespräch", hob Bätzing hervor. Darin sei es vor allem um die künftige Gesprächskultur und die Vorbereitung von gemeinsamen Gesprächen gegangen. Bei der Herbstvollversammlung gehe es nun um eine persönliche und spirituelle Reflexion der Rolle der Bischöfe beim Synodalen Weg.
Von Montag bis Donnerstag treffen sich die 65 Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz zur Herbstvollversammlung im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden. Schwerpunkte der Beratungen sind ein Reflexionsprozess zum Synodalen Weg der Kirche in Deutschland und Fragen für die anstehende Weltsynode in Rom, die ab Oktober stattfindet. Außerdem soll der aktuelle Stand der Neustrukturierung im Themenbereich sexueller Missbrauch diskutiert und ein Dokument zum Thema "Geistlicher Missbrauch" der Öffentlichkeit vorgestellt werden. (cbr)