Kardinal Marx begrüßt Fortsetzung von Umweltenzyklika "Laudato si"
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx begrüßt die für 4. Oktober angekündigte Veröffentlichung eines zweiten Teils der päpstlichen Enzyklika "Laudato si". Schon im ersten habe Franziskus die Menschen darauf aufmerksam gemacht, dass alles mit allem zusammenhänge. "Der Mensch kann sich selbst nicht verstehen ohne den Zusammenhang der gesamten Schöpfung", sagte Marx am Sonntagabend in München. Mit der Fortsetzung übe der Pontifex weiterhin Druck auf die Öffentlichkeit aus. Bei "Laudato si" handle es sich aber nicht nur um eine Umwelt-, sondern auch um eine Sozialenzyklika. Denn: "Wir brauchen eine neue Fortschrittsidee, die sich nicht mehr ausschließlich an der Wirtschaft, am Profit und am Kapital ausrichtet".
Marx äußerte sich bei einem Abendgottesdienst, der in Form eines Choral Evensong in der Münchner Jesuitenkirche Sankt Michael im Rahmen der "Ökumenischen Schöpfungszeit" stattfand. Dabei hielt er eine Dialogpredigt mit Bayerns evangelischem Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Dieser lenkte den Blick auf einen Begriff der Fülle und des Glücks, der sich nicht bloß auf die physischen Besitztümer fokussiere. "Heißt Glück nicht auch, zu wissen, dass ich mit den anderen lebe und nicht gegen die anderen?", gab er zu bedenken.
Beide Kirchenmänner betonten in ihren Predigten die Verantwortung des Menschen für die nicht-menschliche Natur und die Gefahren der Klimakatastrophe. "Wir halten diesen kleinen Planeten in unseren Händen", sagte Marx. Bei der Mondlandung hätten die Menschen erstmals ein Foto der Erde aus dem All sehen können. "Wie schön, wie kostbar, aber auch wie prekär der Planet ist, der uns anvertraut wurde, das bewegt mich bis heute zutiefst", so der Kardinal. Diesen Planeten als Geschenk Gottes zu schützen sei alle Dringlichkeit geboten. Er verstehe besonders die jungen Menschen, die beunruhigt seien.
Bibel zu lange Legitimation für Ausbeutung
Landesbischof Bedford-Strohm wies darauf hin, dass die Bibel zu lange als Legitimation gedient habe, um die Natur auszubeuten: "Machet die Erde untertan, das hat man verstanden als Ausbeutung. Aber der Herrscher des Alten Testaments ist kein Ausbeuter. Er ist ein Herrscher, der sich kümmert, um die Armen und die Schwachen."
In der "Ökumenischen Schöpfungszeit" finden jährlich Bildungsvorträge, Gebetsveranstaltungen, Gottesdienste und Umweltprojekte verschiedener christlicher Konfessionen in Deutschland zum Thema Schöpfungsverantwortung statt. Sie wurde nach dem Vorbild der orthodoxen Kirchen auf dem Ökumenischen Kirchentag 2010 in München eingerichtet und steht unter der Schirmherrschaft der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland.
Die Fortsetzung von "Laudato si" soll am Mittwoch als Apostolisches Schreiben unter dem Titel "Laudate Deum" erscheinen. Das Schreiben soll laut Papst Franziskus ein Blick sein "auf das, was geschehen ist, und sagen, was getan werden muss". (mal/KNA)