Standpunkt

"Laudate Deum": Jetzt muss der Papst nur noch gehört werden

Veröffentlicht am 11.10.2023 um 00:01 Uhr – Von Stefan Orth – Lesedauer: 

Bonn ‐ In "Laudate Deum" wirft Papst Franziskus für den Klimaschutz die ganze Autorität des Amtes in die Waagschale. Wie er sich der zentralen Überlebensfrage der Menschheit widmet, nötige allen Respekt ab, kommentiert Stefan Orth. Aber wird er auch gehört?

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Es liegt auch an der unzureichenden Medienstrategie des Vatikans. Die Enzyklika "Laudato si" aus dem Jahr 2015 wurde gerade auch außerhalb der katholischen Kirche intensiv rezipiert – doch das Nachfolgedokument, am Tag des Beginns der Weltsynode veröffentlicht, hat bisher nicht die Aufmerksamkeit erhalten, das es verdient hätte.

Man kann auch fragen, ob der Papst in seinem Apostolischen Schreiben "Laudate Deum" einen Großteil der mehr oder weniger folgenlosen Klimaabkommen der vergangenen Jahrzehnte hätte durchhecheln müssen. Keine Frage aber ist, dass es sich bei der Klimakrise und der Herausforderung, wie ihr zu begegnen ist, um das zentrale Thema der Weltpolitik handeln sollte, wo immer es das nicht nur wegen der vielen Kriege und Konflikte noch nicht ist.

Dabei geht es dem Papst weder um ein Ablenken von innerkirchlichen Problemen, noch um Anbiederung. Dass das Wohl des Planeten – eben nicht zuletzt als Lebensraum für die heute jungen Generationen – dem 86-jährigen Franziskus mehr als ein Herzensanliegen ist, sollte man nicht in Abrede stellen. Der Papst setzt sich damit jenseits aller kirchlichen oder auch nur religiösen Interessen für alle Menschen ein, wirft das gesamte Gewicht der Autorität des Amtes in die Waagschale – gerade aufgrund seiner christlichen Überzeugung, dass Gott es mit seiner Schöpfung gut gemeint hat.

Franziskus kämpft da gegen die Gleichgültigkeit und positioniert sich eindeutig: "Hören wir endlich auf mit dem unverantwortlichen Spott, der dieses Thema als etwas bloß Ökologisches, "Grünes", Romantisches darstellt, das oft von wirtschaftlichen Interessen ins Lächerliche gezogen wird" (Nr. 58). Er wendet sich nicht zuletzt und erklärtermaßen auch gegen die Klimaleugner in den eigenen Reihen innerhalb der katholischen Kirche. Mit welchem Nachdruck sich Papst Franziskus geradezu als prophetischer Mahner der entscheidenden Überlebensfrage der Menschheit widmet, nötigt allen Respekt ab. Jetzt muss er nur noch gehört werden.

Von Stefan Orth

Der Autor

Dr. Stefan Orth ist Chefredakteur der Herder Korrespondenz.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.