Feige: Klärungsbedarf bei Frage, wie Evangelisierung gelingen kann
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige sieht Klärungsbedarf bei der Frage, wie Evangelisierung in einer postmodernen Gesellschaft glaubwürdig und überzeugend versucht werden kann. "Mit Texten aus der Bibel und dem Katechismus, Ge- und Verboten oder Lobpreisgottesdiensten allein wird man heutzutage in unserer Region wohl kaum jemanden 'hinter dem Ofen hervorlocken'", sagte Feige am Mittwoch in einer Predigt beim Pastoraltag seines Bistums in Magdeburg.
Er empfehle, sich einmal durch den Kopf gehen zu lassen, wie man Menschen auf der Straße oder im Kaufhaus, bei Demonstrationen oder auf dem Rummel, im Freundeskreis oder in der Nachbarschaft irgendwie etwas vom Evangelium nahebringen könne. "Meistens fühle ich mich angesichts solcher Überlegungen ziemlich hilflos und möchte nicht mit markigen Worten das dringliche Anliegen einer neuen Evangelisierung phrasenhaft entwerten", sagte der Bischof der gemessen an der Zahl der Katholiken zweitkleinsten Diözese Deutschlands.
Glauben "nicht wie einen nassen Lappen um die Ohren schlagen"
Ihm sei nur klar, dass man anderen Menschen den christlichen Glauben "nicht wie einen nassen Lappen um die Ohren schlagen" dürfe, sondern eher wie einen wärmenden Mantel hinhalten könne. "Aber wie geht das konkret? Hilfreich ist mir da die Empfehlung: 'Rede nicht über deinen Glauben, wenn du nicht gefragt wirst, aber lebe so, dass du gefragt wirst'", sagte Feige. Ganz stimme er diesem Satz aber nicht zu. Denn: "Als Christen und Christinnen müssen wir uns auch einmischen, wenn man uns nicht fragt, aber die Menschenwürde auf dem Spiel steht und Gerechtigkeit wie Barmherzigkeit zu Fremdwörtern werden." Verheißungsvoller sei es aber tatsächlich, das Evangelium erst einmal durch das eigene Leben zu bezeugen.
Mit Blick auf den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland wies Feige den wiederholt geäußerten Vorwurf zurück, dass sich der Reformprozess nur auf kirchliche Strukturen fixiert, sich aber nicht um Evangelisierung bemüht habe. Der Bischof betonte, dass Struktur und Evangelium keine Gegensätze bildeten: "Strukturen ermöglichen vielmehr einen Rahmen und Raum, in dem Evangelisierung stattfinden kann. Sie gilt es immer wieder zu überprüfen und zu verändern, wenn sie ihrer Funktion nicht mehr gerecht werden." (stz)