Kuriensekretärin: Frauenordination würde Klerikalismus nicht aufhalten
Die italienische Ordensfrau und Sekretärin im Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, Alessandra Smerilli, sieht in einer möglichen Öffnung des Priesteramts für Frauen keinen Schritt gegen Klerikalismus. "Wenn eine Frau heute Priesterin werden würde, würde dies die Struktur des Klerikalismus nicht verändern und somit die Merkmale der Privilegien des Priestertums aufrechterhalten", sagte Smerilli in einem Interview mit dem Schweizer Internetportal "kath.ch" (Donnerstag). Dies bedeute, dass das Priestertum "wieder über andere Ämter gestellt wird".
Die Wirtschaftswissenschaftlerin betonte, dass die Kirche das Priestertum zunächst wieder zu seiner ursprünglichen Berufung zurückbringen müsse. "Das Priestertum darf kein diskriminierender Faktor sein", erklärte sie. Bis Papst Franziskus sie zur Sekretärin des Entwicklungsdikasteriums gemacht habe, habe dieses Amt Frauen nicht offen gestanden, sondern sei immer von einem Bischof besetzt worden. "Der erste Schritt besteht also darin, diese Kultur und diese Normen zu ändern, nach denen nur Priester etwas tun können", so Smerilli. Der zweite Schritt liege dann in der Rückgewinnung der gleichen Würde aller Getauften. "Das heißt eben, anzuerkennen, dass es eine Vielfalt von Ämtern gibt, aber das bedeutet keine Ungleichheit oder Ausgrenzung von irgendjemandem."
"Die Kirche braucht die Begabung der Frauen"
Sie betonte, dass Frauen sich nie entmutigen lassen oder ihre Fähigkeiten verstecken sollten, wozu Frauen manchmal tendierten. "Doch die Kirche braucht die Begabung der Frauen", so die Italienerin. Ihrer Ansicht nach ist es nicht ausgeschlossen, dass in Zukunft viele andere Frauen an Entscheidungspositionen im Vatikan wirken würden. Vor ihrer Berufung zur Kurienmitarbeiterin habe sie selbst kein Interesse daran gehabt, im Vatikan zu arbeiten und hätte sich dies auch nicht vorstellen können. "Doch dann habe ich einen Anruf von Papst Franziskus erhalten. Da war mir klar, dass ich nicht ablehnen kann", so Smerilli.
Auf die Frage, ob die derzeit tagende Weltsynode strukturelle Veränderungen in der Kirche bringen werde, sagte Smerilli, dass Veränderungen immer dann geschehen, wenn eine kritische Masse diese wolle. "Wenn es der Synode also gelingt, uns auf diesen Weg der Umkehr zu bringen, kann sie, wie Papst Franziskus sagt, einen Prozess einleiten, der zu Veränderungen führen kann."
Die 49-jährige Don-Bosco-Schwester ist Wirtschaftswissenschaftlerin und Professorin für Politische Ökonomie und Statistik an der Päpstlichen Universität Auxilium. Papst Franziskus ernannte sie im März 2021 zur Untersekretärin des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen. Im August 2021 wurde sie zunächst vorläufig Sekretärin des Dikasteriums und im April 2022 in dieser Funktion bestätigt. (cbr)