Papst habe traditionelle Rolle als "Weltgewissen"

Politikexperte: Päpstliche Friedensappelle eher Symbolpolitik

Veröffentlicht am 27.10.2023 um 12:29 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Im aktuellen kriegerischen Konflikt in Nahost hat sich Papst Franziskus bereits mehrfach zu Wort gemeldet und zu Frieden aufgerufen. Doch wie wirksam sind diese päpstlichen Appelle? Der Politikwissenschaftler Ralph Rotte sieht sie kritisch.

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Päpstliche Friedensappelle sind nach Ansicht des Politikexperten Ralph Rotte nur dann wirksam, wenn Konfliktparteien von vorneherein eine entsprechende Bereitschaft aufweisen. Äußerungen oder Handlungen von Kirchen könnten aber im Verein mit anderen Stimmen wie UN, anderen Staaten, humanitären Organisationen "vielleicht den Druck auf sie erhöhen, sich stärker zu mäßigen", sagte Rotte am Freitag im Interview mit dem katholischen Kölner Portal domradio.de.

Im derzeitigen Nahost-Konflikt betreffe dies aber vor allem Israel, so Rotte weiter. Von der Hamas sei sicher keinerlei Offenheit für humanitäre Belange zu erwarten. "Damit ist die Moralpolitik der Kirchen sicher immer zu einem großen Teil Symbolpolitik, welche die kirchlichen Akteure sicher ehrt, aber in ihrer Wirkung deutlich begrenzt ist", sagte der Professor für Internationale Politik an der RWTH Aachen.

Franziskus telefonierte mit Biden und Erdogan

Andererseits habe der Papst über konfessionelle oder religiöse Grenzen hinweg "die traditionelle Rolle eines Weltgewissens oder moralischen Mahners, auch wenn diese immer wieder mit der Realpolitik kollidiert". Zusammen mit den diplomatischen Verbindungen des Heiligen Stuhls könne dies helfen, "um Konflikte zu entschärfen oder zumindest humanitäre Hilfe und Zurückhaltung zu ermöglichen".

In den vergangenen Tagen etwa hatte der Papst mit US-Präsident Joe Biden und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyib Erdogan telefoniert. Für diesen Freitag hat Franziskus zudem Christen und alle Religionen zu einem Tag des Fastens und des Gebets für den Frieden aufgerufen. (KNA)