Pastoraltheologe zieht Zwischenbilanz

Zulehner zur Weltsynode: "Epochaler Sprung nach vorn"

Veröffentlicht am 31.10.2023 um 11:21 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ Die Kirche ist mit der Weltsynode einen Schritt weitergekommen, meint der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner. Dennoch gebe es im kommenden Jahr noch viel zu tun. Auch zu geplanten Kirchenparlamenten äußert er sich.

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Der Pastoraltheologe Paul Zulehner hat eine Zwischenbilanz der Weltsynode im Vatikan gezogen. Im Hinblick auf eine neue Kommunikationskultur habe die Kirche einen "epochalen Schritt nach vorne" gemacht, schreibt Zulehner in seinem Blog (Montag). Für manche Bischöfe sei dies "ein richtiges Zuhörtraining" gewesen, was dazu führen könnte, dass sie "verändert in ihre ortskirchliche Amtsführung heimkehren", so der Pastoraltheologe.

Zulehner betonte, dass Frauen und Männer auf Augenhöhe mit Bischöfen und Kardinälen diskutiert hätten. Dies zeige, dass die Synode "nicht eine der gewohnten Bischofssynoden" war, sondern zu einer Versammlung eigener Art erweitert wurde: "Eine Volk Gottessynode, in der nicht nur Bischöfe, sondern Getaufte, Frauen und Männer, Sitz und Stimme hatten." Dies allein, so Zulehner, "kann jene Ortskirchen ermutigen", die Synodalität zu institutionalisieren und ein ständiges "Kirchenparlament" einzurichten, wie es etwa in Deutschland mit dem Synodalen Rat gewünscht wird.

Offene Fragen seien nicht vom Tisch

Der Pastoraltheologe sieht die hohe Zustimmung beim Zwischenbericht darin begründet, "dass viele Fragen nicht gelöst, sondern als weiterhin offen benannt wurden", was er als großen Erfolg wertet. Denn trotz der Enttäuschung derer, die konkretere Entscheidungen erwartet hätten, seien die Fragen nach dem Diakonat der Frau, Zölibat, der Sexualkultur und den Genderfragen nicht vom Tisch, was manche anderen beunruhigen werde.

Zulehner äußerte unter anderem die Hoffnung, "dass es im kommenden Jahr gerade in kontinentalen Versammlungen, aber auch in den Ortskirchen neue Impulse zu den offenen Fragen geben werde". Es wäre ein "bahnbrechender Erfolg", wenn die kirchlichen Ebenen unter der Zentrale in Rom neue Befugnisse bekämen. Seine Prognose: "Dann müssten die Kirchen in Afrika nicht mehr der Freistellung des Zölibats in Amazonien zustimmen und osteuropäische Kirchengebiete nicht der Segnung von homosexuellen Paaren." Damit würde sich der "Reformstau endlich auflösen", weil die innerkatholische Vielfalt anerkannt werde. (mtr)