Papst Franzikus startet in arbeitsintensive Phase

Keine Atempause

Veröffentlicht am 31.03.2015 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Keine Atempause
Bild: © KNA
Papst

Vatikanstadt ‐ Nach einer intensiven Klausurwoche ist der Text der geplanten Umwelt-Enzyklika fertig. Eine Woche lang hatte Papst Franziskus sich zurückgezogen und sämtliche öffentlichen Termine abgesagt, um letzte Hand an sein erstes eigenes Dokument dieser Art zu legen. Das Manuskript, das etwas kürzer sein soll als sein programmatisches Lehrschreiben "Evangelii gaudium" vom November 2013, geht jetzt an die Übersetzer. Zu Sommerbeginn, vermutlich im Juni, soll es in den wichtigsten Sprachen herauskommen.

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Nach der arbeitsintensiven Endredaktion hat Franziskus am Montag sein normales Audienzprogramm wieder aufgenommen. Er empfing mehrere Kurienleiter zu turnusmäßigen Unterredungen über ihren Tätigkeitsbereich. Inwieweit dabei auch konkrete Strukturfragen im Zusammenhang mit der Kurienreform zur Sprache kamen, ist unbekannt. Zu den Gesprächspartnern gehörten auch die Präsidenten des Laien- und des Familienrates, Kardinal Stanislaw Rylko und Bischof Vincenzo Paglia. Ihre Behörden sollen demnächst in eine gemeinsame Struktur überführt werden, ebenso wie vier weitere Räte zusammengeführt werden sollen. Mancher hatte diesen Reformschritt bereits im Januar erwartet, nach der letzten Sitzung des für die Kurienreform zuständigen Kardinalsrats (K9-Rat).

Aber offensichtlich hat der Vatikan aus dem bisherigen Verlauf der Reform gelernt und will zunächst weitere Klärungen abwarten. Zuletzt hatte die rasche Gründung eines neuen Wirtschaftssekretariats vor einem Jahr für manche Reibungen und Missverständnisse gesorgt, da die dazugehörigen Statuten erst später erlassen wurden. Präfekt Kardinal George Pell erhielt letztlich nicht alle Zuständigkeiten, die er erwartet und auch mitgeteilt hatte. Daher will man offenbar mit weiteren Neuerungen warten, bis die Kompetenzen sauber abgesteckt und rechtlich abgeklopft sind. Ob das bereits bei der nächsten K9-Sitzung ab dem 13. April geschieht, ist offen.

Papst an Gründonnerstag im Gefängnis

Zunächst stehen für den Vatikan und die katholische Welt die Kar- und Ostertage im Vordergrund, die wichtigste Zeit des Kirchenjahres. Wie im vergangenen Jahr wird Papst Franziskus alle Feiern in Erinnerung an das Leiden, das Sterben und die Auferstehung Christi persönlich leiten. Es begann am Palmsonntag mit der Palmprozession über den gut gefüllten Petersplatz.

Der Abendmahlsgottesdienst an Gründonnerstag findet im römischen Gefängnis Rebibbia statt. Die traditionelle Fußwaschung nimmt der Papst dabei an Häftlingen vor. Für den Kreuzweg am antiken Kolosseum, einem traditionellen Ort christlichen Martyriums, hat Franziskus den emeritierten Bischof von Novara, Renato Corti, um die Meditationstexte gebeten. Dabei wird er in der zehnten Station auch für sexuell missbrauchte Kinder und Jugendliche beten und um Vergebung bitten. Höhepunkt ist am Abend des Karsamstags die Feier der Osternacht und am Sonntag die Ostermesse und der festliche Segen "Urbi et orbi".

Vorbereitungen auf das Heilige Jahr

Anders als seine Vorgänger wird Franziskus auch in diesem Jahr auf einen kurzen Erholungsurlaub ab Ostermontag in Castel Gandolfo verzichten. Denn in der darauffolgende Woche steht ein wichtiges Ereignis bevor. Am Weißen Sonntag, dem Barmherzigkeitssonntag, wird Franziskus das außerordentliche Heilige Jahr der Barmherzigkeit proklamieren. Es soll am 8. Dezember 2015, genau 50 Jahre nach Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65), beginnen und bis zum 20. November 2016 dauern.

Ein Programm liegt noch nicht vor, auch kein Ablauf- oder Organisationsszenario. Franziskus hat mit seiner Ankündigung bei einem Bußgottesdienst am 13. März, dem zweiten Jahrestag seiner Wahl, für eine Überraschung gesorgt. Der mit der Planung beauftragte Neuevangelisierungsrat muss nun erst ein Konzept entwickeln. Und die Stadt Rom muss sich überlegen, wie sie auf das neue Anno Santo eingeht. Es wird sicher nicht die Größenordnung des "Großen Jubiläums" zur Jahrtausendwende haben, als 25 Millionen Pilger und Besucher kamen und durch die Heilige Pforte schritten. Eher dürfte das außerordentliche Heilige Jahr der Versöhnung 1983/84 zur Orientierung herangezogen werden. Aber auch damals kamen zehn Millionen Besucher - und die Ewige Stadt an ihre Kapazitätsgrenzen.

Von Johannes Schidelko (KNA)