Nur mit Veränderungen kann die Kirche Menschen glaubwürdig begegnen
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Es lässt sich nicht schönreden: Papst Franziskus blickt mit Sorge auf den Synodalen Ausschuss – und erst recht auf den Synodalen Rat, den er als "nicht im Einklang" mit der sakramentalen Struktur der Kirche sieht. Das hat er in seinem jüngsten Schreiben zum deutschen Reformprozess einmal mehr deutlich gemacht. Wenn er nun der Kirche in Deutschland als Gegenmittel zu Gremienflut und "Selbstbezogenheit" bei der Erörterung immer gleicher Themen vorschlägt, zu den Menschen, besonders denen am Rand, hinauszugehen und ihnen zu begegnen, klingt das beinahe romantisch. Doch findet sie bei ihnen überhaupt Gehör?
Viele Menschen, auch die am Rand, wollen nämlich ihrerseits der Kirche gar nicht mehr begegnen. Sie fragen sich, warum die katholische Kirche vielfach noch so ein Machtapparat ist, in dem Wenige Alles, selbst Kleinigkeiten, entscheiden, und warum Vertuschung von Missbrauch keine oder oftmals erst nach vielen Jahren Konsequenzen hat. Sie fordern von der Kirche, erstmal ihren eigenen Laden in Ordnung zu bringen. Das hat nicht zuletzt die vergangene Woche in Deutschland veröffentlichte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) gezeigt.
Dass man immer die gleichen Themen erörtert, wie der Papst kritisiert, liegt daran, dass man sie immer noch erörtern muss, weil es in der Kirche nach wie vor keine umfassende Bereitschaft gibt, sie zu bearbeiten – obwohl sie immer drängender werden. Man kann die Gründung weiterer Gremien kritisieren und von der konkreten Gestalt des Synodalen Ausschusses oder des geplanten Rats halten, was man will: Die Kirche wird sich in vielen Ländern zunehmend schwertun, ihre Botschaft von der Menschenfreundlichkeit Gottes in die Gesellschaft zu transportieren, wenn sie ihre Strukturen nicht einer kritischen Überprüfung unterzieht.
Der Synodale Weg ist aus den Erkenntnissen des Missbrauchsskandals heraus mit dieser Maxime angetreten und hat entsprechende Vorschläge gemacht. Das hat nichts mit Selbstbezogenheit zu tun, sondern ist notwendig, um der Kirche zu helfen, bei ihren Bemühungen um Evangelisierung – oder wie man es sonst nennen mag – wieder Glaubwürdigkeit zu erlangen. Auch eine Vielzahl der Delegierten der Weltsynode hat das erkannt. So schade man das finden kann: Den Menschen einfach etwas von Jesus zu erzählen, wie sich das gewisse Kreise vorstellen, wird nicht mehr reichen, um sie zu überzeugen.
Der Autor
Matthias Altmann ist Redakteur bei katholisch.de.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.