Reformen in der Kirche begännen meist nicht in Rom

Zulehner sieht Papst-Kritik am Synodalen Ausschuss gelassen

Veröffentlicht am 23.11.2023 um 11:34 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ Der Theologe Paul Zulehner hat sich zur Debatte um die jüngste Kritik von Papst Franziskus am deutschen Synodalen Ausschuss geäußert. Den entsprechenden Brief des Papstes sieht er gelassen, die Kritk an den Reformbemühungen nennt er erwartbar.

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Der österreichische Theologe Paul Zulehner sieht die jüngste Kritik von Papst Franziskus am Synodalen Ausschuss der katholischen Kirche in Deutschland gelassen. Dass der Papst auf den Brief von vier Kritikerinnen der deutschen Reformbemühungen an ihn mit einem eigenen Schreiben geantwortet habe, sei "ein Zeichen von Respekt und Höflichkeit", schreibt Zulehner in einem am Donnerstag veröffentlichten Beitrag auf seinem privaten Blog. Vielleicht habe Franziskus mit seiner Antwort an das "traditionsbesorgte Frauenquartett" auch jene beruhigen wollen, "die seine eigene Weltsynode permanent kritisieren und für häretisch ansehen". Aus seinen Erfahrungen mit dem 2016 veröffentlichten nachsynodalen Schreiben "Amoris laetitia" wisse er aber, dass Traditionsbesorgnis die fälligen Entwicklungen in der Kirche letztlich nicht aufhalten werde.

Zulehner: Reformbemühungen "Pionierarbeit" der Kirche in Deutschland

Zulehner würdigt den Synodalen Weg und den jüngst konstituierten Synodalen Ausschuss in seinem Text als "Pionierarbeit" der Kirche in Deutschland. "Es ist erwartbar und für die Gestaltung des Gremiums auch nützlich, dass sich von den Traditionsbesorgten Widerstand regt. Aber das ist eben auch ein Zeichen dafür, dass sich an einer Stelle der Weltkirche eine Entwicklung anbahnt, die wohl nach und nach auch die Weltkirche erfassen kann und vermutlich auch wird", so der Theologe.

Am Dienstag war ein Brief von Franziskus an die Theologinnen Katharina Westerhorstmann und Marianne Schlosser, die Journalistin Dorothea Schmidt und die Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz bekannt geworden. Darin kritisierte der Papst erneut den deutschen Reformweg. Er teile die "Sorge über die inzwischen zahlreichen konkreten Schritte, mit denen sich große Teile dieser Ortskirche immer weiter vom gemeinsamen Weg der Weltkirche zu entfernen drohen", so Franziskus.

"Kritik der vier Dissidentinnen"am Synodalen Weg ist bekannt

"Anstatt das 'Heil' in immer neuen Gremien zu suchen und in einer gewissen Selbstbezogenheit die immer gleichen Themen zu erörtern", lade er dazu ein, "sich zu öffnen und hinauszugehen, um unseren Brüdern und Schwestern zu begegnen, besonders jenen, die an den Schwellen unserer Kirchentüren, auf den Straßen, in den Gefängnissen, in den Krankenhäusern, auf den Plätzen und in den Städten zu finden sind", betonte der Papst. Er reagierte mit seinem Schreiben den Angaben zufolge auf einen Brief der vier Frauen wenige Tage zuvor, in dem die Autorinnen angesichts des deutschen Reformkurses ihre Sorge um die Einheit mit Rom zum Ausdruck gebracht hatten.

Zulehner betont in seinem Text, dass die "Kritik der vier Dissidentinnen" am Synodalen Weg bekannt sei. Mit Blick auf die Reformbemühungen in der Kirche weist er zugleich darauf hin, dass Entwicklungen in einer Organisation wie der katholischen Kirche nicht damit begännen, "dass solche alle einmütig in Rom beschlossen werden". (stz)