Wichtige Etappe genommen
Die Auswertung der Antworten soll die Grundlage für das Arbeitspapier der Bischofsversammlung bilden. Nachdem die Außerordentliche Bischofssynode im Oktober 2014 nur vorbereitenden Charakter hatte, soll es nach der bevorstehenden Ordentlichen Synode konkrete Ergebnisse geben.
Der im Dezember versandte Fragenkatalog spiegelt den bisherigen Diskussionsstand nach der Bischofssynode wider und enthält keine wesentlichen Neuerungen. Mit Blick auf den kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen wird erneut festgehalten, dass eine vertiefte Prüfung der Praxis solcher orthodoxer Kirchen notwendig sei, die die Segnung einer zweiten Ehe kennen. Beim Thema Homosexualität werden - anders als in der ersten Umfrage - gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht mehr ausdrücklich thematisiert. Stattdessen geht es um die Seelsorge für Familien, zu denen Personen mit homosexuellen Neigungen gehören.
Ein halbes Jahr vor der Synode scheint unterdessen weiter unklar, wie die Aussichten für Reformen etwa im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen oder Homosexuellen derzeit stehen. Das hängt auch damit zusammen, dass die personelle Zusammensetzung im Oktober anders sein wird als im vergangenen Jahr. Bei einer Außerordentlichen Bischofssynode vertreten jeweils die Vorsitzenden der nationalen Bischofskonferenzen die einzelnen Länder. Die Katholiken in Brasilien hatten so theoretisch das gleiche Gewicht wie die Katholiken in den Niederlanden.
Bei der Ordentlichen Bischofssynode wird das Gewicht Lateinamerikas gestärkt
Bei einer Ordentlichen Bischofssynode richtet sich die Zahl der Teilnehmer einer Bischofskonferenz hingegen nach der Zahl der Katholiken. Je nach Größe entsenden sie ein bis vier Vertreter. Dadurch wird vor allem das Gewicht Lateinamerikas gestärkt, wo fast die Hälfte aller Katholiken weltweit leben. Die Fraktion der afrikanischen Bischöfe hingegen wird im Verhältnis geringer ausfallen als 2014. Bislang hat der Papst gewählte Teilnehmer von 70 Bischofskonferenzen gebilligt.
Die Deutsche Bischofskonferenz entsendet nach diesem Schlüssel drei Vertreter. Sie nominierte ihren Vorsitzenden, Kardinal Reinhard Marx, den Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode und den Dresdner Bischof Heiner Koch, der in der Konferenz für Familien zuständig ist.
Die katholische Kirche Lateinamerikas, so stellte es sich vielen Beobachtern im Oktober dar, hat oft die gleichen Probleme wie die Bischöfe in Europa. Ob die Synode deshalb aufgeschlossener für Reformen wird, bleibt allerdings Spekulation. Unter den Befürwortern von Reformen heißt es derzeit, man wäre schon froh, wenn die Tür für Veränderungen zumindest nicht ganz zugeschlagen würde.
Bislang nur zwölf theologische Berater berufen
Welche weiteren Mitglieder der Bischofssynode der Papst persönlich ernennen wird, ist noch nicht bekannt. Bislang hat er nur zwölf theologische Berater für das Generalsekretariat der Bischofssynode berufen. Aufmerksam registrierten Beobachter, dass unter ihnen der stellvertretende Leiter des Päpstlichen Instituts "Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie", Jose Granados, ist. Während der Synode 2014 war kritisiert worden, dass der Papst keinen Vertreter dieser renommierten Forschungseinrichtung als Mitglied ernannt habe. Als mutmaßlicher Grund wurde eine konservative Ausrichtung des Instituts genannt. Granados hatte sich in einem aktuellen Aufsatz gegen eine Änderung der offiziellen kirchlichen Praxis im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen ausgesprochen.
Mindestens einmal dürfte bei der Bischofssynode auch eine glückliche und gelungene Ehe im Mittelpunkt stehen. Zum Abschluss der Beratungen will Franziskus das Ehepaar Marie-Azelie (1831-1877) und Louis Martin (1823-1894) heiligsprechen. Die Eltern der heiligen Therese von Lisieux sind das erste Ehepaar der Kirchengeschichte, das wegen seines vorbildlichen Lebens als Ehepaar zu höchsten Kirchenehren gelangt.
Von Thomas Jansen (KNA)