Vorwürfe wurden kirchlich und staatlich zur Anzeige gebracht

Orden SJM zeigt Missbrauchsverdacht gegen Priester an

Veröffentlicht am 29.11.2023 um 16:34 Uhr – Lesedauer: 

Blindenmarkt ‐ Ein Betroffener erhebt schwere Missbrauchsvorwürfe gegen vier Priester – darunter ein Mitglied des SJM. Nun teilt der Orden mit, die Vorwürfe bei kirchlichen und staatlichen Behörden angezeigt zu haben. Doch vieles ist noch unklar.

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Die Ordensgemeinschaft Diener Jesu und Mariens ("Servi Jesu et Mariae", SJM) hat Missbrauchsvorwürfe gegen ein Mitglied den staatlichen und kirchlichen Behörden angezeigt. In einer Stellungnahme teilte die Gemeinschaft am Montag mit, dass eine betroffene Person verschiedene Missbrauchserfahrungen mitgeteilt habe, die sich unter anderem auf einen Priester der SJM und dessen Tätigkeit Ende der 1990er Jahre beziehen. Weitere Angaben zum Fall und zum Beschuldigten machte die Gemeinschaft nicht.

Am Sonntag hatte die Schweizer Zeitung "SonntagsBlick" über die Anzeige eines heute 39-Jährigen berichtet, der vier Priestern Missbrauch vorwirft, darunter einem Pater der SJM und einem ehemaligen deutschen Diözesanbischof. Bei den weiteren Priestern handelt es sich um Geistliche der Bistümer Sankt Pölten (Österreich) und Chur (Schweiz). Die SJM äußerte sich nicht dazu, ob es sich bei dem Fall der Mitteilung um denselben Vorgang handelt. Der Betroffene wirft dem SJM-Pater ab 1998 nahezu tägliche sexuelle Übergriffe vor. Gegenüber der Zeitung bestritten der beschuldigte Pater, einer der Priester sowie der Bischof die Vorwürfe, der vierte Beschuldigte äußerte sich nicht.

Orden will Aufarbeitung unterstützen

In seiner Stellungnahme betonte der Orden, dass er alles dafür tun werde, um von unabhängiger Seite eine volle Aufklärung und Aufarbeitung der Vorfälle zu unterstützen. Die Gemeinschaft setze sich dafür ein, dass der Betroffene Gerechtigkeit erfährt. "Wir bezeugen ihm unseren Respekt für seinen Mut und persönlichen Einsatz, mit seiner Aussage eine unabhängige Klärung der Vorfälle zu ermöglichen und versichern ihm diesbezüglich unsere Unterstützung."

Die SJM wurden 1988 unter anderem durch den ursprünglich dem Jesuitenorden angehörenden Pater Andreas Hönisch gegründet, der zuvor bereits die "Katholische Pfadfinderschaft Europas" (KPE) als konservative Abspaltung der "Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg" (DPSG) gegründet hatte. Im Streit mit seinem Orden um die Tätigkeit in der KPE wurde Hönisch von den Jesuiten ausgeschlossen und war zunächst Augsburger Diözesanpriester. Die SJM wurde 1994 als Kongregation päpstlichen Rechts vom Heiligen Stuhl anerkannt. Hönisch war bis zu seinem Tod Generaloberer des Ordens. Im Frühjahr teilte die Gemeinschaft mit, dass die Geschichte ihres Gründers mit Unterstützung eines Apostolischen Assistenten aufgearbeitet werden soll, nachdem sich eine Person mit "kritischen Anfragen" zu Hönisch an Rom gewandt habe. Weitere Details sind nicht bekannt. Der ursprünglich beauftragte Apostolische Assistent wurde bereits kurz nach seiner Benennung ausgetauscht. (fxn)