Kein Papa ante portas
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Es wäre ein bemerkenswertes Zeichen gewesen. Anfang der Woche musste Papst Franziskus aufgrund seiner Lungeninfektion auf Anraten der Ärzte die Reise zur Klimaschutzkonferenz in Dubai, die heute beginnt, jetzt doch absagen. Kein Papa ante portas also.
Franziskus hatte schon mit seiner Enzyklika "Laudato si" zu Beginn seines Pontifikats mit Blick auf den Kampf gegen die Erderwärmung für Furore gesorgt. Anfang Oktober hat er mit Blick auf die diesjährige Klimaschutzkonferenz mit seinem Apostolischen Schreiben "Laudate Deum" nachgelegt und sein Engagement für einen konkreten Klimaschutz unterstrichen. Tatsächlich wäre es mehr als notwendig, dass angesichts des drohenden Scheiterns des 1,5-Grad-Ziels auf internationaler Ebene weiterhin deutlich mehr geschieht als bisher. Die moralische Autorität des Papstes, die er trotz aller Krisen weiterhin nahezu weltweit hat, könnte hier ein Mosaikstein sein – auch wenn der Potsdamer Klimaforscher Mojib Latif vor einer Überschätzung des päpstlichen Einflusses warnt.
Zuletzt waren es vor allem Jüngere, die der Klimaschutzbewegung Dampf gemacht haben. In Deutschland hat die "Letzte Generation" mit ihren Aktionen dem Anliegen jedoch auch viel Schaden zugefügt. Und Greta Thunbergs Äußerungen und ihr Agieren während des Krieges in Israel und Palästina hat die internationale Fridays-for-Future-Bewegung diskreditiert und ins Abseits bugsiert.
Klimaschutz ist so durch den Nahostkonflikt doppelt aus dem Blick geraten. Das aber kann man sich angesichts der immer offensichtlicher werdenden Auswirkungen des auch von Menschen gemachten Klimawandels nicht leisten. Das Aufmerksamkeitsdefizit verstärkt hier die große Gefahr. Der Papst wird hoffentlich seine Wege finden, sich auch von Rom aus in Dubai verständlich zu machen – trotz seiner Absage der Reise.
Der Autor
Dr. Stefan Orth ist Chefredakteur der Herder Korrespondenz.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.