Standpunkt

Viele Menschen leiden an Einsamkeit: Wie die Kirche helfen kann

Veröffentlicht am 01.12.2023 um 00:01 Uhr – Von Regina Nagel – Lesedauer: 

Bonn ‐ Unter Einsamkeit leiden viele Menschen in Deutschland. Besonders erschreckend findet Regina Nagel, dass auch zahlreiche junge Menschen betroffen sind. Die Kirche sollte einsamen Menschen auf vielfältige Weise helfen, fordert die Gemeindereferentin.

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Wenn über Einsamkeit gesprochen wird, sind meist ältere Menschen im Blick. Ein bundesweites Kompetenznetz gegen Einsamkeit stellt dazu viele hilfreiche Informationen und Handlungsmöglichkeiten vor. Kaum im Blick sind dabei bisher junge Menschen. Aktuelle Studienergebnisse zeigen jedoch, dass Einsamkeit gerade in dieser Gruppe zunehmend zum Massenphänomen wird. Die Studie zur Einsamkeit von jungen Menschen, an der in NRW knapp 1.000 Personen im Alter von 16-20 Jahren teilgenommen haben, legt dar, dass sich 16 Prozent dieser Altersgruppe oft sozial einsam fühlen. Sie wünschen sich mehr Kontakt und Verbundenheit mit anderen Menschen. 18 Prozent erleben gravierende emotionale Einsamkeit unabhängig von der Zahl ihrer Sozialkontakte. Zählt man diejenigen hinzu, die sich als moderat einsam beschreiben, dann steigen die Zahlen auf 51 bzw. 78 Prozent.

Diese Werte sind erschreckend, sie liegen deutlich über denen, die vor der Pandemie erhoben wurden. Einsamkeit an sich ist schlimm genug, darüber hinaus steht sie im Zusammenhang mit weiteren Risiken für die Betroffenen wie auch für die Gesellschaft. Bei der Veranstaltung zur Präsentation der Studie am vergangenen Freitag sagte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst: "Einsamkeit ist die neue soziale Frage unserer Zeit." Diese Feststellung, die Studie und die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen sollten bundesweit ernst genommen werden. Wer sich die Zeit nimmt, die auf Youtube noch abrufbare Veranstaltung anzusehen, bekommt viele Anregungen zu Handlungsmöglichkeiten.

Es braucht – unter Einbeziehung der jungen Leute – dringend Projekte gegen Einsamkeit und es braucht Menschen, die entsprechende Maßnahmen anregen, einfordern und unterstützen. Katholische Gremien oder Verbände könnten mithelfen, das Thema bekannt zu machen, Seelsorger*innen könnten sich aus ihren Kompetenzen heraus aktiv einbringen. Sensibilisierung und Förderung der Sprachfähigkeit zu Einsamkeit und anderen psychischen Belastungen kann und muss von klein auf praktiziert werden. Vor allem Schulen sind geeignete Orte für Kooperationen zu Projekten gegen Einsamkeit.

Von Regina Nagel

Die Autorin

Regina Nagel ist Vorsitzende des Gemeindereferent*innen-Bundesverbands und verantwortliche Redakteurin der Verbandszeitschrift "das magazin". Sie ist Mitherausgeberin eines Buchs zu spirituellem Missbrauch an Frauen in der katholischen Kirche (Selbstverlust und Gottentfremdung, Patmos 2023).

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.