Frontmann von "Orphaned Land": Unsere Botschaft wird weiter bestehen

Wie eine Metal-Band aus Israel Frieden zwischen den Religionen predigt

Veröffentlicht am 17.12.2023 um 12:02 Uhr – Von Matthias Cameran – Lesedauer: 

Limburg ‐ Eine israelische Metal-Band predigt in ihren Songs den Frieden zwischen Juden, Christen und Muslimen. Kobi Farhi, der Sänger von "Orphaned Land", erläutert im Interview, wie ihre Musik die Botschaft transportiert – und ob es auch nach dem 7. Oktober 2023 noch Hoffnung für das Heilige Land gibt.

  • Teilen:

Orphaned Land (engl. "verwaistes Land") ist eine Rock-Band aus Israel, welche die Elemente des Metals mit orientalischen Folk-Klängen vermischt. Die Band setzt sich seit ihrer Gründung 1991 für ein friedliches Miteinander von Judentum, Christentum und Islam ein und transportiert das auch durch ihre Songs. Kobi Farhi, Frontmann und Sänger von Orphaned Land, spricht über die Botschaft der Band, Antisemitismus, Hoffnung auf eine friedliche Zukunft Israel und über die Folgen des Hamas-Terros am 7. Oktober 2023.

Frage: Mit Blick auf die zahlreichen Beiträge in der Musikpresse ist es nicht übertrieben, wenn man eure Musik als "einzigartig" bezeichnet. Was ist das Besondere an Orphaned Land?

Farhi: Das Besondere an meiner Band ist vor allem die Tatsache, dass wir aus Israel stammen und Themen aufgreifen, die mit Geschichte, Religion oder aktuellen Ereignissen in unserer Region zu tun haben. Letztlich haben wir die weltweite Metal-Szene erweitert, da wir als erste Band den kulturellen Hintergrund des Nahen Ostens in unser Schaffen haben einfließen lassen. Es machte für uns weder Sinn, über Wikinger oder nordische Themen zu singen, noch Stiefel zu tragen, wenn wir in Flip-Flops laufen.

Nimm unser erstes Album "Sahara", das 1994 veröffentlicht wurde. Wir waren eine israelisch-jüdische Band, die auf dem Cover ihres Debutalbums eine Moschee abdruckte. Die Texte enthalten zahlreiche Passagen aus dem Alten und Neuen Testament, den fünf Büchern Mose und dem Koran. Wir taten dies jedoch nicht, um zu provozieren, sondern weil wir uns ernsthaft mit den Texten beschäftigten. Obwohl wir aus Israel kommen, bot unsere Musik auch Arabern und Muslimen Möglichkeiten der Identifikation – und das ist tatsächlich passiert!

Frage: Kommen wir auf die Umwelt zu sprechen, in der du aufgewachsen bist und in der du noch heute lebst. Wie würdest du deine Heimatstadt Jaffa charakterisieren?

Farhi: Jaffa ist eine sehr alte Stadt mit einer wechselvollen Geschichte. Sie wird ja sogar bereits inder Bibel, im Buch Jona, erwähnt. Als der Staat vor 75 Jahren gegründet wurde, war Jaffa einearabisch geprägte Stadt. Als die Mehrheit der Menschen im Zuge des Kriegs 1948 floh, erschienes für das Regime sinnvoll, Jaffa zu einem Vorort von Tel Aviv zu machen. Das ist aber Politik, nicht die gesellschaftliche Realität der Stadt, die von allen drei Religionen geprägt ist. Jaffaist wie ein kleines Stück Jerusalem.

Frage: Ich vermute, dass dich dieses Umfeld erheblich geprägt hat.

Farhi: Definitiv. Jaffa hatte den größten Einfluss auf meine Persönlichkeit. Aufgewachsen bin ich mit dem Hören der Synagoge, dem Klang des Rufs zum Gebet aus der Moschee und den christlichen Prozessionen an Feiertagen. Häufig war ich an Silvester in der Kirche, nicht weil ich Christ wäre, sondern weil es kultureller Teil meiner Stadt war. Jaffa ist wohl die Stadt mit den meisten Feiertagen im Jahr, da die Feste der drei Religionen begangen werden. Als Kind hatte ich Freunde unterschiedlicher Herkunft und es war einfach interessant: die verschiedenen Sprachen, Bräuche und Küchen. Das gelungene Zusammenleben der Kulturen und Religionen, das ist die gute Seite.

Natürlich gab es auch andere Seiten. Ich bin in einem Land aufgewachsen, in dem Nachrichten über Konflikte, Terror und unschuldige Opfer schon immer fast alltäglich waren. Ich hatte einen Onkel, der nicht so friedlich war wie meine Großmutter. Er war Soldat. Ich meine mich zu erinnern, dass er als Kriegsversehrter aus dem Jom-Kippur-Krieg nach Hause kam und harte Drogen zu nehmen begann. Damals kümmerte man sich nicht um traumatisierte Soldaten. Aufgrund dieser Tatsache war er Arabern gegenüber komplett anders eingestellt.

Kobi Farhi
Bild: ©Ami Bornstein

Kobi Farhi, Frontmann der israelischen Metal-Band "Oprhaned Land".

Frage: Mit der Zeit gewinnt man neue Erfahrungen, hat sich die Botschaft von Orphaned Land über die Jahre hin gewandelt?

Farhi: Der Kern unserer Botschaft ist immer gleichgeblieben. Ich denke, dass sie sich im Laufe der Jahre schärfer herauskristallisiert hat. Das liegt auch daran, dass wir mit der Zeit verstanden haben, dass auch der visuelle Aspekt eines Albums sehr wichtig ist. Das siehst du beispielsweise an der Coverillustration des Albums "All Is One", das die Symbole des Judentums, Christentums und Islam zeigt. Deutlicher kann man die Botschaft visuell kaum übersetzen. Das zeigt sich auch an den Songtiteln, die auf den Alben zuvor manchmal etwas sperrig waren. Wir wollten das Album für die Hörer zugänglicher machen und haben prägnante Titel gewählt: "Brother", "Children", "All is One" oder "Let the Truth Be Known". Im Grunde stellt das Album die äußerste Zuspitzung unserer Botschaft dar.

Der nachfolgenden Veröffentlichung "Unsung Prophets & Dead Messiahs" liegt dieselbe Botschaft zu Grunde. Jedoch reflektiert es in erster Linie die Erfahrung, dass wir uns mit den Jahren verändern, dass wir wachsen und die Jahre vergehen, aber an der Situation um uns herum sich nichts ändert. Im Anschluss an das Höhlengleichnis von Plato, das er nach Sokrates' Hinrichtung verfasste, fragen die Texte nach den Gründen, wieso sich nichts wandelt. Wir, Orphaned Land, ändern was – im Kleinen. Aber natürlich gelingt es uns nicht, Wunder zu vollbringen, und wenn man sich die jüngsten Ereignisse in Israel und Gaza anschaut, kann man auch verstehen, dass wir zu klein sind, um etwas zu bewegen. Aber was bleibt, ist Hoffnung. Jedoch, um in der Allegorie der Höhle zu bleiben, muss man im Hinblick auf das Handeln der Menschen schon feststellen, dass sich nichts ändert – das ist eine sehr deprimierende Erkenntnis. Aber unsere Botschaft ist in der Welt und sie wird bestehen bleiben, selbst nachdem es uns irgendwann nicht mehr gibt.

Frage: Vor einem Monat, am 7. Oktober wurde die Welt Zeuge des Scheiterns friedlichen Zusammenlebens in einer unvorstellbar entsetzlichen Brutalität. Wie hast du die Ereignisse unweit deines Wohnorts erlebt?

Farhi: Es war halb sieben in der Früh, ich putzte mir die Zähne. Trotz Sabbat war ich schon auf; wie das so ist, wenn man Kinder hat. Plötzlich hörten wir die Sirenen. Ich überlegte noch, dass es am Sabbat keinen Probealarm oder Übung gibt, ob es sich vielleicht um einen Fehlalarm handeln könnte. Dann hörte ich jedoch die Explosionen am Himmel. Es hat mich und meine Familie vollkommen überrascht. Schockiert rannten wir gemeinsam zur nächstgelegenen Schutzzone. Hierfür blieben uns eineinhalb Minuten, weiter südlich sind es beim Heulen der Sirenen teilweise nur zehn Sekunden. Der Beschuss hielt eine gefühlte Ewigkeit an, sie schossen wie verrückt. Einen solchen Angriff haben wir nicht für möglich gehalten. Es war Feiertag und wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch nichts von den Massakern. Wir hatten keine Ahnung von dem, was auf dem Gelände des Nova Festivals passierte, dass womöglich 3.000 bewaffnete Terroristen in Dörfer eingedrungen sind. Erst im Lauf des Tages, gegen Abend, bekamen wir ein Gefühl vom Ausmaß des Angriffs.

„Wir, Orphaned Land, ändern was – im Kleinen. Aber natürlich gelingt es uns nicht, Wunder zu vollbringen, und wenn man sich die jüngsten Ereignisse in Israel und Gaza anschaut, kann man auch verstehen, dass wir zu klein sind, um etwas zu bewegen. Aber was bleibt, ist Hoffnung.“

—  Zitat: Kobi Farhi

Frage: Die Ereignisse machen sprachlos und lassen einen schockiert zurück. Wann hattest du das Gefühl, dass die Menschen in deinem Umfeld darüber sprechen konnten?

Farhi: Wir – vielleicht das ganze Land – brauchten zehn Tage, um darüber sprechen zu können. Niemand kann sich an ein solches Ereignis erinnern, auch wenn viele Nachkommen von Holocaustopfern oder Holocaustüberlebenden sind. Der Schock sitzt noch immer tief. Meine Frau weint immer wieder. Wir sind seitdem nicht mehr dieselben. Nichts ist wie zuvor. Nicht allein der Angriff als solcher hinterlässt die tiefen Wunden, sondern es ist die barbarische Art und Weise, das, was sie unbewaffneten Menschen, Frauen, Kindern, alten Menschen – teilweise Holocaustüberlebenden – angetan haben. Wir haben uns immer gesagt, dass wir nun ein Land haben, dass wir keine Verfolgung oder Pogrome mehr erleiden müssen, und dann wachst du an einem Morgen auf und das alles passiert wieder.

Nun wird viel über Israel und unsere Regierung gesprochen. Mit Sicherheit kann ich dir sagen, dass wir eigentlich nach Frieden und Sicherheit streben. Klar gab und gibt es immer Menschen mit anderer Meinung – also Extremisten – auch in Israel. Aber wir sind erschöpft von unserer eigenen Geschichte, verfolgt, getötet zu werden und zu kämpfen. Es ist zermürbend, dass du, anders als Menschen in der Schweiz oder Neuseeland, keinen Frieden in dir selbst finden kannst. Es ist ein schreckliches Gefühl zu wissen, dass es Menschen gibt, die dazu aufrufen, dich zu eliminieren oder auszurotten; zu wissen, dass dir die Schuld an Problemen auf der Welt gegeben wird.

Frage: Die geschichtlichen Wurzeln des Antisemitismus ragen tief in die Vergangenheit, eine Vergangenheit, die ihr in euren Songs auch verarbeitet.

Farhi: Ja. Einer der Gründe ist die religiöse Perspektive, dass Juden sich als das auserwählte Volk Gottes verstehen. Diese Bevorzugung und das damit verbundene Selbstverständnis streut Missgunst. Schau in die Bibel, sie ist voll mit Geschichten über die Bevorzugung eines Sohnes vor allen anderen und das Unheil, das hieraus erwächst. Versteht man Gott als Vater, taucht dieses Motiv bereits bei Kain und Abel auf. Ebenso im Verhältnis zwischen Isaak und Ismael, Letzterer geht mit seiner Mutter in die Wüste, nachdem er von zu Hause vertrieben wurde. Die Auseinandersetzung zwischen Jakob und Esau und später Jakobs Begünstigung seines Sohns Joseph. Man erkennt auch, dass die Menschen nicht dazulernen und dass diese Handlungen im Kleinen weitreichende Folgen haben. Überträgt man dies auf das Selbstverständnis der Juden, von Gott auserwählt zu sein, stellt sich doch die Frage: Was ist das Besondere an Kobi, dass er als Jude auserwählt ist und Matthias nicht? Ist Kobi talentierter oder schöner? Wir können sehen, dass wir beide gut aussehen (lacht). Wir sind beide gebildet. Also warum sollte ich zu den Auserwählten gehören und du nicht? Ich denke, das schafft eine Situation, in der zum Beispiel die "Nicht-Auserwählten" zeigen möchten, dass die "Auserwählten" eben nicht besser sind und ihnen im Besonderen die Schuld zugeschoben wurde.

Da wir frei über alles sprechen können, würde ich einen weiteren Grund im Neuen Testament suchen, dass sich die Christen als die Auserwählten, als die wahren Kinder Gottes zählen, da sie in Jesus Christus den Messias sehen und nur über ihn der Weg ins Heil führt. Ähnlich verhält es sich mit dem Islam, er erkennt Mose, Abraham oder Jesus als Propheten an, aber in Mohammed sieht er den letzten Propheten. Daraufhin erheben Muslime denselben Anspruch wie Juden oder Christen zuvor.

Also ich denke, dass eine Quelle des Antisemitismus durchaus darin zu suchen ist, dass es im Judentum keine Gleichheit zwischen uns gibt. Wenn ich das sage, will ich überhaupt nicht die Verfolgung von Juden rechtfertigen. Es ist eher eine psychologische Betrachtung, welche Spannung im Verhältnis zwischen "Auserwählten" und "Nicht-Auserwählten" herrscht. Mir erscheint es irgendwie rassistisch, wenn ich sage, dass ich auserwählt bin und du nicht.

Frage: Erschwerend kommt das in unserer Kirche über Jahrhunderte einflussreiche unheilvolle Narrativ hinzu, das den Juden die Schuld am Tod Jesu gibt.

Farhi: Stimmt. Jesus lebte und starb als Jude. Sein Ziel war eine Reform des Judentums. Er scheute sich nicht davor, die Priester zu kritisieren und gegen Missstände anzukämpfen. Mit Sicherheit machte er sich damit Feinde unter den Juden. Aber das Urteil über ihn sprachen die Römer. Und er endete am Kreuz.

Es ist alles sehr komplex. Ich denke wirklich, dass die Juden dies nicht verdienen. Ich denke, dass die Opfer des Massakers am 7. Oktober es nicht verdient haben – wie es jetzt auch die unschuldigen Palästinenser nicht verdient haben zu sterben. Die Menschen, ob Israelis oder Palästinenser in Gaza, möchten ein normales Leben führen – mit der Familie, mit Kindern an den Strand gehen, dort spielen. Niemand möchte sterben.

Bild: ©KNA/Andrea Krogmann (Symbolbild)

"Die Menschen, ob Israelis oder Palästinenser in Gaza, möchten ein normales Leben führen – mit der Familie, mit Kindern an den Strand gehen, dort spielen", sagt Kobi Farhi zum Massaker der Hamas und den israelischen Gegenschlag.

Frage: Sehr deprimierend angesichts dessen, was passiert ist und was passiert.

Farhi: Das Problem und die Verantwortung sehe ich bei den Führern, den Regierungen und Machthabern. Wie wir es auf unserem Album "Unsung Prophets & Dead Messiahs" allegorisch thematisieren: sobald es Führer gibt, die dazu in der Lage und bereit dazu sind, Frieden zu schließen, werden sie ermordet. Das ist unglaublich deprimierend!  In diesen Momenten, wie auch in diesen Tagen, kann die Hoffnung zu einem sehr, sehr kleinen Funken, zu einem winzigen Licht werden – aber sie existiert. Meine einzige Möglichkeit besteht darin, einfach weiterzumachen. Denn die Idee vom Frieden, meine Überzeugung und die Botschaft Orphaned Land’s werden ewig leben – auch dann, wenn es uns irgendwann nicht mehr geben wird. Wer weiß, vielleicht werden unsere Lieder oder Texte der Soundtrack einer Friedensbewegung sein. Wir müssen weiterhin daran glauben, dass es möglich ist! Selbst wenn alle anderen zuvor scheiterten, haben wir keine andere Wahl als es weiter zu versuchen. Die Alternative ist, dass wir der Barbarei verfallen und uns gegenseitig töten.

Fühlst du dich in deinen Bemühungen stark zurückgeworfen? Wie geht ihr als Band mit der Situation um?

Farhi: Ja, wir fühlen uns stark zurückgeworfen. Zurzeit ist Orphaned Land zu einem kleinen Leuchtturm der Hoffnung geschrumpft. Nach dem 7. Oktober haben wir auf unseren Social Media-Kanälen gepostet, dass wir zu unseren israelischen Mitmenschen stehen. Wir betonten sogar, dass wir uns nicht gegen das palästinensische Volk richten. Dennoch haben 2.000 Fans uns die Gefolgschaft gekündigt und uns als Heuchler, doppelzüngige Lügner, Unterstützer der Apartheid und des Völkermords bezeichnet. Es ist ein schreckliches Gefühl, von deinen Fans so behandelt zu werden. Sie lassen dich nicht einmal in einer der größten, wenn nicht der größten Tragödie dieses Landes trauern. Aber es ist, wie es ist. In der Vergangenheit haben uns auch immer israelische Fans verlassen, weil wir unsere Position gegenüber der israelischen Politik deutlich artikuliert haben. Wenn Fans gehen, ist es letztlich ihr Verlust. Dennoch schmerzt es sehr, wenn Leute sagen, dass sie unser Schaffen 20 Jahre lang verfolgt und wir sie nun enttäuscht haben. Diejenigen, die gehen wollen, sollen gehen. Andere werden kommen. Die Lieder sind hier für immer. Wer weiß, vielleicht werden sie in 200 Jahren der Soundtrack zum Sieg des Friedens.

Diese Hoffnung lässt sich auch aus dem Titel des erst kürzlich veröffentlichten Livealbums "A Heaven You May Create" lesen. Dieser Himmel scheint im Moment unerreichbar zu sein. Siehst du noch eine Perspektive für die Zukunft?

Farhi: Ein Ausweg aus dem ewigen Teufelskreis der Gewalt – nicht nur in Israel und Gaza – wird nur durch eine Veränderung unseres Bildungssystems möglich sein. Um im Bild unseres Albums "Unsung Prophets & Dead Messiahs" zu bleiben: Der einzige Weg aus der Höhle ist es, die Menschen von der Welt außerhalb zu unterrichten. Denn große Teile der Dinge, die man in der Schule lernt, sind für das Leben nicht wichtig. Mir wurde nicht beigebracht, wie man einen Dialog führt, wie man jemandem zuhört, wie man Probleme oder Konflikte mit Feinden löst – aber ich wurde zwölf Jahre in Mathematik unterrichtet. Was bringt mir Trigonometrie in der jetzigen Situation? Warum wurde nicht mit uns philosophiert?

Warum sind die Spielzeuge, mit denen wir als Kinder spielen, Waffen? Warum spielen wir mit fünf Jahren bereits Videospiele, bei denen man nur zum nächsten Level gelangt, wenn man alle tötet? Wir haben bereits in den Köpfen unserer Kinder Gewalt normalisiert, wir haben den Krieg normalisiert. Ich befürchte jedoch, dass es diese Veränderungen in Bildung und Erziehung niemals geben wird, denn im Grunde sind Politiker nicht an einer Gesellschaft interessiert, die Fragen stellt und die gelernt hat, Konflikte ohne Waffen zu lösen.

Das ist der einzige Ausweg aus dem ewigen Teufelskreis, aber ich sehe diese Veränderungen nicht kommen.

Von Matthias Cameran