Vatikansprecher: Theorien zu Amtsverzicht Benedikts XVI. sind absurd
Der vatikanische Mediendirektor Andrea Tornielli sieht in den Theorien über die Umstände des Amtsverzichts von Benedikt XVI. einen schweren Affront gegen die Person und das Andenken Joseph Ratzingers. Die Wiederbelebung von "abwegigen und lächerlichen Theorien über den Verzicht/Nichtverzicht" und ob Benedikt XVI. zum Amtsverzicht gezwungen worden sei, sei ein Angriff "auf die Person und die Intelligenz eines großen Theologen, Bischofs, Kardinals und Papstes wie Joseph Ratzinger", schreibt Tornielli in einem Beitrag auf seinem Facebook-Profil (Mittwoch). Nach diesen Theorien habe Benedikt XVI. das "munus" behalten und nur das "ministerium", die aktive Ausübung des Pontifikats, aufgegeben. Nicht nur Anhänger von Verschwörungsmythen und Sedevakantisten seien von solchen Theorien fasziniert, sondern auch "einige angebliche Kirchenrechts-Experten".
Der ehemalige deutsche Papst, so Tornielli, habe immer wieder erklärt und bekräftigt, dass der Verzicht auf das Pontifikat aus Altersgründen erfolgt sei und weil er sich der Last des Amtes nicht mehr gewachsen gefühlt habe. Der vatikanische Mediendirektor betonte, das römische Pontifikat sei "kein achtes Sakrament", da es nicht auf einer besonderen Weihe beruhe, die "den Bischof von Rom 'bischöflicher' macht". Das Pontifikat sei daher nur "eine reine Jurisdiktion, in die man vom Konklave gewählt wird", so der Mediendirektor. Und weiter: "Wenn der Bischof von Rom zurücktritt, geht diese Jurisdiktion auf seinen Nachfolger über, der kanonisch mit mindestens zwei Dritteln der Stimmen der Kardinäle des Konklaves gewählt wird, und das ist seit März 2013 Franziskus."
Amtsverzicht war wohlüberlegt
Die Geschichte von Verzicht und Nichtverzicht fortzusetzen sei laut Tornielli unter anderem eine "Beleidigung der moralischen Integrität von Benedikt XVI., der niemals auf sein Pontifikat verzichtet hätte, wenn er dazu gedrängt worden wäre". Wie er in seinem Facebook-Beitrag weiter ausführt, habe Benedikt XVI. seinen Amtsverzicht wohlüberlegt und in völliger Freiheit vollzogen. Deswegen sei es für ihn überraschend, dass "selbsternannte 'Ratzingerianer', die sich als Nostalgiker für das vorangegangene Pontifikat darstellen, Benedikt XVI. aber letztendlich als Lügner darstellen, sich für dieses Werk der Zerstörung von Ratzingers Andenken bereit erklärt haben und weiterhin anbieten".
Der am Silvestertag 2022 verstorbene Benedikt XVI. wurde 2005 zum Papst gewählt, 2013 trat er überraschend zurück. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder verschiedene Spekulationen und Theorien, dass er zum Rücktritt gezwungen wurde und Papst Franziskus demnach nicht der rechtmäßige Pontifex sei.(mtr)
3. Januar 2024: Ergänzt um vorletzten Satz im ersten Absatz und den letzten Absatz.