Kardinal Kasper erneuert Kritik am deutschen Synodalen Weg
Kardinal Walter Kasper (90) hat erneut Reformvorhaben der deutschen Bischöfe kritisiert. Die Einrichtung eines Synodalen Ausschusses, der die Einsetzung eines neuen paritätisch besetzten Entscheidungsgremiums aus Bischöfen und Laien wie einfachen Klerikern und Ordensleuten in der Kirche in Deutschland vorbereiten soll, entbehre jeder Legitimierung, sagte der frühere Bischof von Rottenburg-Stuttgart und Kurienkardinal der Online-Plattform "communio.de".
Dieser geplante Synodale Rat sei schließlich auf scharfe Kritik in Rom gestoßen, so Kasper; und: "Jetzt trotzdem mit diesem Projekt einfach weiterzumachen und vollendete Tatsachen zu schaffen, das kann man nicht anders denn als trotzige Herausforderung verstehen, die nicht gut ausgehen kann." Anstelle eines theologisch nicht legitimierten Synodalen Rates sei es zielführender, die innerkirchliche Gesprächskultur zu stärken und Synodalität als einen neuen Stil zu betrachten. Das sei im "Sinn des geschwisterlichen Miteinanders von Bischöfen, Priester, Ordenschristen und Laien, wobei Frauen und Männer, Jugendliche und ältere Menschen, Arme und Fremde angemessen einbezogen werden sollen".
Damit habe sich die von Papst Franziskus initiierte Weltsynode auf der Linie des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) bewegt, sagte Kasper. Ein Paradigmenwechsel sei das insofern, als sich die Kirche nicht mehr einseitig institutionell als hierarchische Gesellschaft verstehe, sondern auf Grund der einen gemeinsamen Taufe als Gemeinschaft, "in der alle, unterschiedliche Charismen, Berufungen und Ämter in synodalem Miteinander gemeinsam auf dem Weg sind".
Auch "Communio"-Schriftleiter Tück übte Kritik
Der geplante Synodale Rat sieht eine paritätische Besetzung mit Bischöfen, Priester, Ordensleuten und Laien vor und soll sich als Beratungs- und Leitungsorgan mit wesentlichen Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft befassen. Der vorbereitende Ausschuss tagte im November erstmals. Kritiker, darunter auch der "Communio"-Schriftleiter Jan-Heiner Tück – hatten immer wieder eingewendet, dass ein Synodaler Rat einem Umbau der bischöflichen Verfassung gleichkomme und die freiwillige Selbstbindung an Mehrheitsbeschlüsse eines nationalen Synodalrates zu Dissonanzen mit Rom führen könnte.
Auch Kasper betonte nun: "Ein solcher Synodaler Rat wäre ohne Zweifel ein Eingriff in die sakramentale Struktur und würde die Leitungsvollmacht des Bischofs begrenzen oder gar aushebeln." Der Rat hätte dann auch mehr Befugnisse als die Bischofskonferenz, die nach dem gegenwärtigen Kirchenrecht mit wenigen Ausnahmen ein Beratungsgremium sei. Ihm leuchte auch nicht ein, so der Kardinal, wie man ein Weiheamt übernehmen kann "und dann auf die Ausübung der Verpflichtungen, die zu diesem Amt wesentlich gehören und die man bei der Ordination öffentlich übernommen hat, verzichten kann". – Kasper war von 2001 bis 2010 Leiter des vatikanischen Ökumene-Dikasteriums und zuvor Bischof von Rottenburg-Stuttgart. (KNA)