Gegner der einheitlichen Liturgie nicht kompromissbereit

Hirtenbrief der Bischofssynode zum Liturgiestreit schürt Konflikt an

Veröffentlicht am 15.01.2024 um 15:24 Uhr – Lesedauer: 

Kochi ‐ In ein neues Oberhaupt hatten viele in der syro-malabarischen Kirche Hoffnung auf eine Befriedung des Liturgiestreits gesetzt. Nicht einmal eine Woche ist seit der Wahl des Großerzbischofs vergangen – und die Fronten scheinen so verhärtet wie nie.

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Die Bischofssynode der syro-malabarischen Kirche löst mit einem Appell zur Einheit im Liturgiestreit neue Proteste aus. Die Aufforderung, dem Papst gegenüber Gehorsam zu zeigen und die Liturgie in der von der Synode beschlossenen Form zu feiern, wird von Gegnern der Liturgiereform deutlich zurückgewiesen, wie "Ucanews" am Montag berichtet. Der Hirtenbrief soll am kommenden Sonntag in allen Gottesdiensten verlesen werden, legte der Apostolische Administrator des Großerzbistums Ernakulam-Angamaly, Bosco Puthur, in einem Rundschreiben am Montag fest. "Ich erinnere Sie alle daran, die unterschiedlichen Positionen im Interesse des Allgemeinwohls hinter sich zu lassen und durch die Feier der einheitlichen Form der Eucharistie die Einheit der Kirche zu bezeugen", so Puthur weiter.

Der am letzten Tag der bis Samstag tagenden Bischofssynode beschlossene Hirtenbrief trägt die Unterschrift aller 49 teilnehmenden Bischöfe. In dem Brief erinnern die Synodenväter an die Videobotschaft des Papstes, mit der Franziskus vor Weihnachten die protestierenden Gläubigen aufgefordert hatte, die Liturgiereform umzusetzen. "Als eure Brüder im Glauben bitten wir euch, den Aufruf des heiligen Vaters mit kindlicher Liebe anzunehmen und umzusetzen. Als Hirten der Kirche haben wir die Pflicht, dem Heiligen Vater zu gehorchen", heißt es in dem Hirtenbrief.

Gegner schließen Feier der "Synoden-Messe" aus

Gegenüber "Ucanews" hielten Gegner der einheitlichen Liturgie an ihrer Position fest. Nach der Wahl eines neuen Großerzbischofs und damit eines neuen Oberhauptes der syro-malabarischen Kirche hatten die Gegner sich zunächst optimistisch gezeigt, dass nun ein Dialog möglich werde. "Wir hatten große Hoffnungen in den neuen Großerzbischof Raphael Thattil gesetzt, der versprochen hatte, uns zuzuhören und eine einvernehmliche Lösung zu finden, aber die Synode unter ihm hat nun einen anderen Standpunkt eingenommen", so der Sprecher des "Erzdiözesanen Impulses für Transparenz" (AMT), einer Organisation von Laien und Klerikern der Großerzdiözese Ernakulam-Angamaly. "Unsere Position ist klar: Wir werden die 'Synoden-Messe' nicht zulassen." Weiterhin seien ein Großteil der Priester und Laien der Großerzdiözese gegen die von der Synode beschlossene Liturgiereform.

Der Liturgiestreit spaltet die syro-malabarische Kirche vor allem in ihrem Großerzbistum Ernakulam-Angamaly seit Jahren. Nachdem die Synode 2021 eine Form der Eucharistiefeier eingeführt hatte, die einen Mittelweg zwischen einer Orientierung am westlichen Ritus und dem angestammten ostsyrischen Ritus darstellte, kam es vor allem im Großerzbistum selbst zu massiven Protesten. Priester und Gläubige wollten an der latinisierten Form des Ritus festhalten, bei dem der Priester durchweg zum Volk hin zelebriert. Die einheitliche Form sieht dagegen vor, dass die eigentliche Eucharistiefeier ad orientem, also mit Rücken zum Volk, zelebriert wird, und der Priester sich vorher und nachher dem Volk zuwendet. (fxn)