Erzbischof Vigano wechselt ins Lager von Bischof Williamson
Erzbischof Carlo Maria Vigano (82), früherer Nuntius in den USA und seit Jahren radikal konservativer Kritiker von Papst Franziskus, hat sich offenbar den Sedisvakantisten angeschlossen. Mehrere traditionalistische Blogs berichten, er habe sich bereits im Jahr 2023 von dem aus der Piusbruderschaft ausgeschlossenen englischen Bischof Richard Williamson (83) "sub conditione" erneut zum Bischof weihen lassen. Die Bischofsweihe "sub conditione" geht davon aus, dass die bisherige Bischofsweihe (Vigano wurde 1992 zum Bischof geweiht) möglicherweise ungültig war.
Williamson gehört dem radikalen Flügel der Traditionalisten an, die Papst Franziskus für einen häretischen und nicht rechtmäßigen Papst halten. Manche von ihnen glauben, dass der Stuhl Petri bereits seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) vakant sei. Sie werden deshalb als Sedisvakantisten bezeichnet. Williamson wurde 1988 von Erzbischof Marcel Lefebvre, Gründer der Piusbruderschaft, geweiht und im Jahr 2012 aus dieser nicht kirchenrechtlich anerkannten Gemeinschaft ausgeschlossen. Diese lehnt zwar zentrale Beschlüsse des Konzils ab, hält aber alle Päpste nach Pius XII. dennoch für rechtmäßig.
Unklar ist, welche Rolle Vigano innerhalb des traditionalistischen Spektrums anstrebt. Das von ihm in Viterbo bei Rom gegründete und noch im Aufbau befindliche "Collegium traditionis" könne demnächst eine ähnliche Rolle spielen wie Lefebvres Priesterseminar im schweizerischen Econe in den 1970er-Jahren, so Mutmaßungen von italienischen Beobachtern. Im vergangenen Jahr hatte Vigano zudem das Traditionalisten-Hilfswerk "Exsurge Domine" mit Sitz in Rom gegründet. Es trägt den Namen der päpstlichen Bannbulle gegen Martin Luther aus dem Jahr 1520. Die Vereinigung soll dazu beitragen, unterschiedliche traditionalistische Gruppen stärker miteinander zu vernetzen. (KNA)