Liturgiereform-Gegner boykottieren Hirtenbrief
In über 95 Prozent der Pfarreien im Großerzbistum Ernakulam-Angamaly weigerten sich die Priester am Sonntag, einen Hirtenbrief mit einem Aufruf zur Einheit im Liturgiestreit zu verlesen. Nach Angaben der Gegner der von der Bischofssynode der syro-malabarischen Kirche beschlossenen einheitlichen Liturgie seien die Geistlichen in nur etwa zehn von 328 Pfarreien der Aufforderung des Apostolischen Administrators Bosco Puthur nachgekommen. Weiterhin halten Priester und Laien an der dem Volk zugewandten Feier der Eucharistie fest: Laut dem "Erzdiözesanen Impuls für Transparenz" (AMT), der Organisation der Gegner, sei am Wochenende nur in fünf Pfarreien die einheitliche Liturgie gefeiert worden, in der der Priester sich nur am Anfang und am Ende dem Volk zuwendet. Die Weigerung der Geistlichen werde weitreichende Folgen haben, kündigte der Sprecher der syro-malabarischen Kirche, Pater Antony Vadakkekara, gegenüber "UCA News" am Montag an: "Die Kirche wird eine derartige Disziplinlosigkeit nicht dulden." Auch wenn die Priester den Inhalt des Hirtenbriefs nicht teilten, seien sie verpflichtet, ihn zu verlesen.
Die Bischofssynode hatte Mitte Januar einen gemeinsamen Hirtenbrief verfasst, in dem sie die Gläubigen auffordern, die Liturgiereform anzunehmen und damit der Aufforderung des Papstes zu folgen. "Als eure Brüder im Glauben bitten wir euch, den Aufruf des heiligen Vaters mit kindlicher Liebe anzunehmen und umzusetzen. Als Hirten der Kirche haben wir die Pflicht, dem Heiligen Vater zu gehorchen", heißt es in dem Hirtenbrief. Schon die Anweisung des Apostolischen Administrators, den Brief in den Sonntagsgottesdiensten zu verlesen, war auch Protest gestoßen. "Unsere Position ist klar: Wir werden die 'Synoden-Messe' nicht zulassen", erklärte ein Sprecher des AMT nach Veröffentlichung des Hirtenbriefs. Weiterhin seien ein Großteil der Priester und Laien der Großerzdiözese gegen die von der Synode beschlossene Liturgiereform.
Der Liturgiestreit spaltet die syro-malabarische Kirche vor allem in ihrem Großerzbistum Ernakulam-Angamaly seit Jahren. Nachdem die Synode 2021 eine Form der Eucharistiefeier eingeführt hatte, die einen Mittelweg zwischen einer Orientierung am westlichen Ritus und dem angestammten ostsyrischen Ritus darstellte, kam es vor allem im Großerzbistum selbst zu massiven Protesten. Priester und Gläubige wollten an der latinisierten Form des Ritus festhalten, bei dem der Priester durchweg zum Volk hin zelebriert. Die einheitliche Form sieht dagegen vor, dass die eigentliche Eucharistiefeier ad orientem, also mit Rücken zum Volk, zelebriert wird, und der Priester sich vorher und nachher dem Volk zuwendet. (fxn)