Der Papst und das Alter
Der deutsche Pontifex begründete seinen revolutionären Schritt schlicht mit nachlassenden körperlichen und geistigen Kräften. Er fühle sich dem fordernden Amt nicht mehr gewachsen.
Über den Gesundheitszustand seines Nachfolgers Franziskus wurde schon nach dessen Wahl spekuliert, als größeren Kreisen bekannt wurde, dass ihm als junger Mann ein Teil seiner Lunge entfernt worden war. Mit mehreren, oft halb scherzhaften Bemerkungen hat Franziskus seitdem immer wieder selbst die Debatte auf sein Leibeswohl gelenkt. Erst am Montag sagte er bei einem Treffen mit 7.000 Kindern, er würde sich gerne mehr ausruhen. "Oft hätte ich gern ein bisschen mehr Ruhe". Unter vielen Menschen zu sein, sei schön. Es mache aber auch müde, und er sei kein Jugendlicher mehr.
Franziskus: Betet für mich, ich bin alt und krank
Sorgen muss man sich aber deswegen nicht machen um den 78-Jährigen. Schließlich sind solche, oft halb scherzhaften Bemerkungen kein Einzelfall - eine Verschlechterung des Gesundheitszustands des Pontifex ist damit bisher jedoch nicht einhergegangen. So hatte Franziskus erst Anfang Mai mit leiser Selbstironie über sein Alter gesprochen: "Betet für mich, ich bin selbst ein bisschen alt und krank, aber noch nicht allzu sehr, oder?", bat der Argentinier bei einem Treffen mit Kranken und Senioren im römischen Badeort Ostia.
Schon mehrfach hat der Pontifex zudem prophezeit, er werde eine kurze Amtszeit haben. Er habe ein "etwas vages Gefühl", dass es nur vier oder fünf Jahre dauern werde, sagte er Mitte März in einem Interview mit dem mexikanischen Fernsehsenders "Televisa". "Ich weiß nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass der Herr mich für eine kurze Sache eingesetzt hat", so Franziskus. Dies sei aber "nur ein Gefühl", fügte er hinzu.
Papst schließt Rücktritt nicht aus
Doch es ist offenbar ein Gefühl, das sich hält. Denn schon im vergangenen Sommer hatte Franziskus im Flugzeug bei der Rückkehr von seiner Reise nach Südkorea ähnliches gesagt: "In zwei oder drei Jahren kehre ich in das Haus des Herrn zurück", erklärte er damals.
Ein Ende des Pontifikats müsste aber nicht unbedingt bedeuten, dass Franziskus stirbt – schließlich steht es ihm offen, es Benedikt XVI. nachmachen und zurückzutreten. Und dieser Möglichkeit ist Franziskus nicht abgeneigt. Schon mehr als einmal erklärte er, dass er sich einen Rücktritt angesichts schwindender Kräfte vorstellen könne. Benedikt habe "einen Präzedenzfall geschaffen und eine Tür für seine Nachfolger geöffnet". Man solle ihn nicht als Ausnahme sehen.
Papst Franziskus: Der Argentinier
Nach fünf Wahlgängen wurde der Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio, am 13. März 2013 zum Papst gewählt. Seither hat Papst Franziskus viele Veränderungen angestoßen, für positive Schlagzeilen gesorgt und sich in die Herzen der Menschen gepredigt.Von einer Altersgrenze für Päpste hält Franziskus allerdings nichts. "Zu sagen: Der ist jetzt achtzig - das schafft ein Gefühl vom Ende des Pontifikats, das nicht gut tun würde", beantwortete er gegenüber "Televisa" die Frage, ob ein Papst mit Vollendung des 80. Lebensjahres sein Amt niederlegen sollte.
Dass er sich derzeit noch einiges zumutet, zeigt auch, dass Franziskus im Rahmen seiner für Juli geplanten Riese nach Südamerika den bolivianischen Regierungssitz La Paz besucht, der auf fast 4.000 Metern Höhe liegt. In den Reisehinweisen, die das Presseamt des Heiligen Stuhls im Vorfeld des geplanten Besuchs veröffentlichte, wurden die Journalisten vor der sauerstoffarmen Luft in der Anden-Metropole gewarnt, die Menschen mit Herz- und Lungenproblemen gefährde. Wer gesundheitliche Probleme habe, könne diese Station des Besuches auslassen, hieß es aus dem vatikanischen Presseamt. Papst Franziskus jedoch wird dort sein. (mit Material von KNA und dpa)