Größte Gefahr für die Kirche sei die mangelnde Überzeugung vom eigenen Glauben

Kardinal Koch: Christentum in Europa in kritischer Situation

Veröffentlicht am 25.01.2024 um 10:54 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ In Europa kehren viele Menschen den großen Kirchen den Rücken. Als Grund dafür sieht der Schweizer Kardinal Kurt Koch auch eine mangelnde Evangelisierung der Kirchen. Die Folgen des zurückgehenden Glaubens sieht er mit großer Sorge.

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Aus Sicht des Schweizer Kurienkardinals Kurt Koch befindet sich das Christentum in Europa in einer sehr kritischen Situation. Grund dafür sei "die schwierige Situation der Kirchen selber, wenn ich an das schmerzliche Problem der Missbräuche denke. Doch die Kirchenaustritte, denke ich, haben auch mit anderen, tieferen Ursachen zu tun", sagte der Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen der Schweizer "Weltwoche" am Mittwoch. Betroffen davon seien alle christlichen Kirchen, nicht nur die katholische.

Die größte Gefahr für die Kirche sei, dass sie "von ihrer christlichen Botschaft nicht mehr ausreichend überzeugt ist und diese Botschaft auch nicht mehr weitergeben kann". Glauben heiße, dass Gott sich offenbare und der Glaube die Antwort darauf sei.

Wie der Glaube abnehme, nehme in der Gesellschaft der Aberglaube zu, behauptete Koch. "Überall dort, wo der Mensch nicht an die Transzendenz Gottes glaubt, steht er in der Versuchung, weltliche, endliche Dinge zum Höchstwert zu erklären – Ideologie. Der Tod Gottes hat letztlich den Tod des Menschen zur Konsequenz." Als Beispiel dafür sieht er aktuelle Diskussionen zum gesetzlichen Umgang mit Schwangerschaftsabbrüchen und der Sterbehilfe. "Dass wir heute die großen Probleme am Anfang und am Ende des Lebens haben, hängt auch mit dem Verlust des Glaubens zusammen." (cph)