Nihil-Obstat-Studie zeigt prekäre Phase in Professorenlaufbahn
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Die Ergebnisse sind bedrückend, wenn auch nicht überraschend – weil das Thema alles andere als neu ist. Mit der Studie zur Nihil-Obstat-Vergabe liegen allerdings jetzt auch Zahlen auf dem Tisch, wo es vorher nur Erfahrungsberichte, Mutmaßungen und Gerüchte gab. Die Untersuchung wurde vom Theologinnennetzwerk Agenda in Auftrag gegeben und vom Zentrum für angewandte Pastoralforschung (ZAP) in Bochum erarbeitet.
Die Studie ist nicht repräsentativ, was sie auch gar nicht sein kann. Aber wenn zwei Fünftel aller Theologieprofessorinnen und -professoren sich daran beteiligen, sollte man die Resultate ernst nehmen. Bemängelt werden vor allem Verfahrensdauer, Unsicherheit und fehlende Transparenz über die Wege zur Nihil-Obstat-Vergabe. Das macht die Zeit zwischen Berufung und Stellenantritt zu einer prekären Phase, weil Lebensentscheidungen aufgeschoben werden müssen. Immerhin werden Einschränkungen mit Blick auf die Forschungsinhalte, die Freiheit kirchenpolitischer Positionierung und das Verheimlichen-müssen des Privatlebens beklagt.
Kein Wunder, dass der Katholisch-Theologische Fakultätentag, auf dem die Studie am Freitag vorgestellt wurde, spontan eine Erklärung zu den Erkenntnissen verfasst und beschlossen hat. Dabei wurde durchaus kontrovers diskutiert, inwiefern die Kritik an der gegenwärtigen Nihil-Obstat-Vergabe sich auch negativ auf die katholisch-theologischen Fakultäten an staatlichen Universitäten auswirken könnte, weil es innerhalb der Kirche, nicht zuletzt in Rom, auch diejenigen gibt, die ohnehin kirchliche Ausbildungseinrichtungen bevorzugen. Der Vertreter der Deutschen Forschungsgemeinschaft zeigte sich angesichts der Ergebnisse sehr beunruhigt. Er wies allerdings auch mit Recht darauf hin, dass weniger die Diskussion darüber die katholische Theologie als Wissenschaft an der Universität gefährde, sondern die Praxis der Nihil-Obstat-Vergabe.
Der Autor
Dr. Stefan Orth ist Chefredakteur der Herder Korrespondenz.
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