Luke Kelly: "Gott hat mir eine zweite Chance gegeben"
Luke Kelly ist Sportler und trägt einen bekannten Namen. Mit seinem Vater Joey Kelly teilt er nicht nur die Vorliebe zu körperlichen Grenzerfahrungen, sondern auch den christlichen Glauben. Im Interview mit katholisch.de erzählt er, wie sein Leben durch Gott geprägt wurde – und, was seine Oma damit zu tun hat.
Frage: Sie gehen als Person der Öffentlichkeit sehr offen mit Ihrem Glauben um. Das sieht man nicht oft in der deutschen Medienlandschaft. Warum machen Sie das?
Kelly: Ich bin sehr stolz auf meinen Glauben. Mit vier Jahren bin ich vom Hochbett gefallen. Die Ärzte haben meiner Familie gesagt, dass ich nur eine geringe Überlebenschance hätte. Es wurde für mich gebetet und es wurden Messen gefeiert. Meine Familie ist sehr katholisch. Ich habe den anschließenden Eingriff am Schädel ohne große Einschränkungen überstanden. Ich glaube ganz fest daran, dass mir von Gott eine zweite Chance gegeben wurde.
Frage: Haben Sie auch im weiteren Leben oder im Sport mal gedacht, jetzt hat mir Gott geholfen?
Kelly: Meistens sind es Begegnungen mit anderen Menschen, bei denen ich immer wieder merke, dass die Begegnung eigentlich sehr unwahrscheinlich war – und doch ist sie zu Stande gekommen. Auf der Panamericana zum Beispiel habe ich Carlos kennengelernt, einen Mexikaner, der sich mit seiner Mutter um Obdachlose kümmert. Es berührt mich immer wieder, Menschen zu treffen, die heutzutage immer noch den Willen Gottes tun.
Frage: Solche Erfahrungen behalten Sie nicht für sich, sondern teilen sie immer wieder öffentlich.
Kelly: Ich denke, dass vielen Menschen der Glaube verloren gegangen ist. Wenn ich von meinen Glaubenserfahrungen erzähle und dadurch den Menschen Gott nahebringe, erfülle ich meine Aufgabe als Christ. Ich lebe selbst in einem sehr christlichen Umfeld, dort gibt es viele junge Menschen in meinem Alter, die ernsthaft an Gott glauben. Dieses Feuer des Glaubens möchte ich weitergeben.
Frage: Was heißt es für Sie, in der heutigen Zeit ein guter Christ zu sein?
Kelly: Menschen sollten sich Zeit nehmen, einander zuzuhören. Ich merke, dass viele Leute in meinem Alter oberflächlich geworden sind. Ich will für die Menschen mit ihren Sorgen da sein, geteiltes Leid ist halbes Leid. Man kann schon helfen, indem man zuhört. Ich sehe mich nicht als Vorbild, aber ich habe Vorbilder im Glauben. Das können auch Menschen sein, die sich eigentlich selbst gar nicht als Christen sehen. Denen sage ich dann ganz oft: Du bist so ein guter Mensch, der Glaube steckt schon in dir drin.
Frage: Wie hat Sie diesbezüglich Ihre Familie geprägt?
Kelly: Als ich klein war, bin ich sehr oft mit meiner Oma in die Kirche gegangen. Ich gehe heute auch immer noch zum Gottesdienst, treffe mich aber auch bewusst mit anderen Christen. Dann reden wir über unsere Begegnungen mit Gott und beten natürlich zusammen. Ich habe selbst auch durch meine Familie, in der viele sehr gläubig sind, immer mehr zum Glauben gefunden und ich merke auch selber, wie der Glaube mir jeden Tag Kraft gibt. Ich habe zum Beispiel ein Ritual und lese mir jeden Morgen und Abend Glaubenssätze vor. Die können aus der Bibel kommen, aber ich schreibe sie auch selbst. Ich erinnere mich daran, dass Gott ein guter Gott ist, der danach strebt, den Menschen zu verbessern. Aber auch, dass Glaube Verpflichtungen mit sich bringt, zum Beispiel, anderen zu helfen, wenn man Not erkennt.
Frage: Bald fängt die Fastenzeit an. Können Sie als Sportler überhaupt fasten?
Kelly: Ich habe generell einen sehr strikten Ernährungsplan. Deshalb ist es schwierig, dann noch auf etwas zu verzichten. Man kann aber auch auf anderes verzichten. Zum Beispiel auf Menschen oder Dinge, die einem nicht guttun. Dann hat man auch wieder Kapazität für Begebenheiten, bei denen man wirklich etwas bewirken kann.
Frage: Wir haben viel darüber geredet, wie Sie Glaube privat leben. Wie ist denn Ihr Verhältnis zur Amtskirche? Beschäftigen Sie sich mit der aktuellen Situation?
Kelly: Sich selbst seinen Fehlern bewusst zu werden, ist auch etwas Christliches. Das Thema Missbrauch muss man gerade als Christ immer offen ansprechen. Das darf man nicht wegschweigen, weil wir in der Verantwortung stehen, es heute besser zu machen. Ich bin zutiefst erschüttert darüber, was für schreckliche Taten Priester begangen haben. Man muss sich für die Betroffenen einsetzen und ihnen zuhören. Ich habe das Gefühl, dass manche Katholiken in den letzten Jahren nicht im Einklang mit dem standen, was die Kirche predigt. Dadurch ist natürlich auch ein großer Vertrauensbruch entstanden. Das kann ich durchaus verstehen, aber das heißt nicht, dass ich in meinem persönlichen Glauben geschwächt bin.