Bischof Meier bei Demo: "Gesellschaft bleibt vielfältig und bunt"
Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat für eine bunte Gesellschaft geworben. "Wir wollen dem Evangelium Jesu Christi trauen", sagte Meier am Samstag bei einer Demonstration gegen Extremismus in Augsburg. "Deshalb erteilen wir allen Versuchen, Spaltung und Misstrauen, Futterneid und Hass zu säen, eine klare Absage." Die katholische Kirche werde sich stets gegen menschenverachtende oder demokratiefeindliche Gruppierungen und Personen einsetzen - "aus welchem Eck auch immer", so Meier. "Unsere Gesellschaft ist und bleibt vielfältig und bunt."
Der Bischof äußerte sich auf der Kundgebung "Augsburg gegen rechts – für Vielfalt und Demokratie" auf dem Augsburger Rathausplatz. Zu der Veranstaltung kamen laut Polizei in der Spitze etwa 24.000 Menschen, die Organisatoren sprachen von über 25.000; 2.000 waren angemeldet gewesen. Zu der Demo aufgerufen hatte der Verein "Bündnis für Menschenwürde Augsburg und Schwaben".
Meier ergänzte, Katholiken seien "für Aufklärung und gegen Vernebelung, für Argumente und gegen Pauschalverurteilung, für Konsens und Problemlösungen, gegen Angst und Aggression". Nur im Schulterschluss mit anderen Gläubigen und Anhängern des Rechtsstaats seien die globalen und nationalen Herausforderungen zu bewältigen. "Denn diese Erde ist unser gemeinsames Haus und jeder, egal, ob Kind oder Greis, Mann oder Frau, queer oder hetero - ausnahmslos jeder Mensch ist hier auf dieser Welt zuhause und hat das Recht auf ein menschenwürdiges Leben!" Die Botschaft von der Liebe Gottes müsse bei jedem Menschen ankommen können.
"Jeder einzelne Mensch hat Würde, unabhängig von seiner Herkunft"
Auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sprach am Samstag bei einer Kundgebung. Der Oberhirte zeigte sich besorgt, dass aggressive, fremdenfeindliche Töne immer mehr die Oberhand in der Gesellschaft gewinnen. "Besonders Migrantinnen und Migranten werden zum Feindbild", sagte Kohlgraf in Mainz bei der Kundgebung "Demokratie schützen – Rechtsextreme stoppen" laut Redemanuskript.
Mit der Forderung nach einer "Remigration" von Migranten sei eine Grenze überschritten worden, so der Bischof. Er bezog sich dabei auf Recherchen des Netzwerks Correctiv zu einem Treffen Rechtsextremer im November in Potsdam, an dem auch hochrangige AfD-Mitglieder teilnahmen. Dabei ging es den Recherchen zufolge unter dem Schlagwort "Remigration" um eine Strategie für eine massenhafte Umsiedlung von Migrantinnen und Migranten.
Kohlgraf betonte: "Jeder einzelne Mensch hat Würde, unabhängig von seiner Herkunft, seinem Geschlecht, seiner Religion." Das sei das christliche Menschenbild. Zu einem Rechtsstaat gehöre das politische Bemühen, jedem einzelnen Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, sich zu entfalten und ein gutes Leben zu führen. Biblische Überzeugung sei, dass gerade die Fremden, die Armen und die Schutzbedürftigen unterstützt werden müssten.
Unterdessen drückten führende Katholiken aus sechs ostdeutschen Bistümern ihre Sorge um das gesellschaftliche Klima angesichts der Wahlen in diesem Jahr aus. "Menschen werden diskriminiert und ausgegrenzt. Überwunden geglaubte Menschenfeindlichkeit erhält Platz und Stimme", heißt es in einer am Samstag in Erfurt verabschiedeten Erklärung. Die Grenzen des Sag- und Denkbaren werden ständig verschoben." Die Unterzeichner machen dafür "insbesondere die AfD verantwortlich, von der wir uns klar distanzieren".
Die Erklärung mit dem Titel "Demokratie – Respekt – Christliche Verantwortung" ist von den Diözesanräten der Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum Berlin und im Bistum Görlitz sowie von den Katholikenräten der Bistümer Dresden-Meißen, Erfurt und Magdeburg unterzeichnet. Sie wurde den Angaben zufolge auf der Konferenz der deutschen Diözesanräte in Erfurt verabschiedet und einstimmig von dieser Konferenz unterstützt.
Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken
Der Konferenz gehören Vertreterinnen und Vertreter der 29 diözesanen Räte in Deutschland an. Darunter sind die Vorsitzenden der Räte, deren Geschäftsführende sowie weitere Mitglieder des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in diesen Räten.
Man wolle "den Zusammenhalt in der Gesellschaft, das Gemeinwohl und unsere Demokratie stärken", heißt es in der Erklärung der sechs ostdeutschen Räte. Vielfalt sei keine Bedrohung, sondern ein positiver gesellschaftlicher Wert. "Nur in gemeinsamer Verantwortung können wir den drängenden Herausforderungen unserer Zeit wie dem Klimawandel, der Suche nach Wegen zum Frieden und der nach Erhaltung individueller sozialer und wirtschaftlicher Sicherheit begegnen."
Neben den Wahlen zum Europäischen Parlament finden 2024 Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen sowie Kommunalwahlen in neun Bundesländern statt. (rom/KNA)