Umkehr ist Abwendung von allem Lebensfeindlichen
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Es gibt die Tradition des politischen Aschermittwochs, die in Bayern im ländlichen Raum entstanden ist: Er ist ein ritualisierter Moment politischer Debatte innerhalb der Parteien. Eine gute Tradition, die sich vollkommen von ihren ländlichen, und erst recht von ihren christlichen Wurzeln gelöst hat.
Jede Partei hat ihre eigenen Themen und Schwerpunkte, die sie an diesem Tag in den Mittelpunkt stellt und das ist gut so. Aber könnte nicht doch die christliche Botschaft auf den politischen Aschermittwoch "abfärben" und die Debatten beeinflussen? Was wäre diese Botschaft?
Der Aschermittwoch ruft zur Umkehr auf! Hinwendung zu Gott und Abwendung von allem Lebens- und Menschenfeindlichen in unserer Welt. Diese Hinwendung zeigt sich nicht nur im Spirituellen, wie z.B. dem Gebet, sondern auch in der intensiveren Bemühung um den Nächsten: Die christliche Tradition fasst dies im Begriff des "Almosengebens" zusammen. Das "Fasten" ist ein äußerer Ausdruck, der uns körperlich spüren lässt, dass der Verzicht und der bewusste Mangel helfen kann, das Wesentliche besser zu erkennen.
In der Liturgie, in der die Bezeichnung mit dem Aschenkreuz vorgesehen ist, kommt noch der Aspekt der Sterblichkeit hinzu: "Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück." Nicht um den Menschen Angst einzujagen, ist dies einer der möglichen Begleitsprüche zur Auflegung der Asche, sondern weil es hilft, die eigene Existenz in den größeren Kontext der Vergänglichkeit zu stellen. Auch das hilft, den Blick auf das Wesentliche zu lenken.
Der Aschermittwoch ist ein Tag für grundsätzliche Fragen. Ich wünsche mir, dass die politischen Aschermittwoche den Mut haben, das widerzuspiegeln: den Kopf ein wenig aus der Tagespolitik zu erheben und zu erkennen, wie sehr wir in größeren Zusammenhängen stehen, deren Kontingenzen sich einerseits unserer Kontrolle entziehen, andererseits aber unser ganzes Engagement zum Wohl des Nächsten fordern. Diese "spirituelle Weite" des Aschermittwochs wäre gewinnbringend auch für den politischen Alltag.
Der Autor
Der Dominikaner Max Cappabianca ist Leiter der Katholischen Studierendengemeinde Hl. Edith Stein in Berlin. Von 2009 bis 2016 war er Mitarbeiter der vatikanischen Ostkirchenkongregation.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.