Kann Kirche Demokratie schützen?
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Kirchenvertreter erklären immer wieder, wie wichtig der Schutz der Demokratie sei. Spätestens nach dem Potsdamer "Geheimtreffen", den Massenprotesten in deutschen Städten und mit Blick auf anstehende Landtagswahlen in ostdeutschen Bundesländern scheint das kirchliche Engagement für Demokratie deutlich verstärkt zu sein. Die deutschen Oberhirten verfassen offene Briefe, gehen öffentlichkeitswirksam demonstrieren und rufen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt auf. Kirchliche Gruppen suchen den Schulterschluss mit gesellschaftlichen Akteuren und mobilisieren Gemeinden. Deutschland steht auf und Kirche macht mit.
Mitten in diese gesellschaftspolitische Offensive der katholischen Kirche moniert Ex-CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet, die Kirche sei zu sehr mit sich selbst beschäftigt und lasse die Gesellschaft allein. Statt über Strukturen und Kirchenregeln zu diskutieren, müsse sie der Gesellschaft Antworten auf drängende Fragen geben. Dabei übersieht Laschet nicht nur die kirchlichen Wortmeldungen der vergangenen Tage, sondern auch den entscheidenden Punkt dabei: Das wichtige und richtige Bekenntnis der katholischen Kirche zur Demokratie hat letztlich doch noch immer einen faden Beigeschmack, denn es entlarvt das demokratische Defizit der Institution. Kleriker müssen sich in einem freiheitlich-demokratischen Umfeld fragen lassen, wie sie es in ihrem Zuständigkeitsbereich mit Partizipation und Entscheidungsfindung halten. Die ehrliche Antwort des kirchlichen Leitungspersonals wird – allein schon aus kirchenrechtlichen Gründen – für Demokraten ernüchternd sein.
Das Bekenntnis der Kirche, Demokratie stehe für Freiheit und den Schutz der Menschenrechte, wird so ironischerweise zum argumentativen Bumerang. Solange Kirche sich in der Situation befindet, nach außen etwas zu fordern, was sie innen nicht umsetzt, hat sie ein Glaubwürdigkeitsproblem. Erst, wenn sie diese strukturellen Probleme – diskursiv, theologisch und rechtlich – überwunden hat, kann sie – wie Laschet es sich vorstellt – vielleicht Hoffnung auf angemessenen Respekt und Anerkennung im gesellschaftlichen Diskurs haben.
Der Autor
Benedikt Heider ist Volontär bei katholisch.de.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.