Bätzing: Synodalen Weg weitergehen – Abstimmung mit Rom und Weltsynode
Die deutschen Bischöfe wollen den Synodalen Weg in enger Abstimmung mit Rom und der Weltsynode weitergehen. "Es geht uns darum, alle Stränge des Handelns und Ringens um und für eine synodale Kirche in guter Weise miteinander zu verbinden", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, am Donnerstag im Augsburg. Im Moment sei es jedoch das wichtigste Ziel, "einen gemeinsam gangbaren Weg zu finden, bevor wir über Inhalte sprechen". Bätzing äußerte sich bei der Abschlusspressekonferenz der DBK-Frühjahrsvollversammlung.
Den vatikanischen Brief vom 16. Februar zum Synodalen Ausschuss hätten die Bischöfe sehr ernst genommen, so Bätzing weiter. Darin werde deutlich, dass es unterschiedliche Sichtweisen auf ihn und seinen vier ihm zugewiesenen Aufgaben gebe. Zu diesen gehöre auch, einen Synodalen Rat vorzubereiten, der kirchenrechtlichen Maßgaben entspricht. "Ich möchte alles dafür tun, um den Sorgen Roms, die ja im Brief zum Ausdruck kommen, zu begegnen", betonte Bätzing. Bei den Bedenken stehe vor allem das Bischofsamt im Zentrum. Synodalität wolle dieses nicht schwächen, sondern stärken. "Wir sind der Überzeugung, dass wir auch das mit dem Synodalen Weg wollen. Wir wollen in keiner Weise die Autorität des Bischofs, der Bischöfe begrenzen." Und weiter: "Die Bischöfe sehen die Notwendigkeit einer guten und gelungenen Kommunikation mit den Verantwortlichen in Rom und werden diese Gespräche, die im Juli vergangenen Jahres begonnen haben, bald in einem weiteren Schritt aufnehmen." Auch mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) werde man im intensiven Austausch bleiben.
"Verbindliche Beratung mit Gläubigen"
Die Weltsynode und der Synodale Weg in Deutschland gehen laut Bätzing "in dieselbe Richtung – die Entwicklung von Kirche". Beide Prozesse hätten jedoch unterschiedliche Stile, Tempi und Akzente. "Aber sie dienen dazu, die Entwicklungen der Kirche so in eine verbindliche Beratung mit den Gläubigen, die transparent ist, die gleichzeitig offen ist, die Rechenschaft legt, hineinzugeben, dass wir bessere Entscheidungen treffen können."
Der Vatikan hatte wenige Tage vor dem Beginn der Vollversammlung in einem Brief hochrangiger Kardinäle die deutschen Bischöfe dazu aufgefordert, die geplante Abstimmung über das Statut des Synodalen Ausschusses von der Tagesordnung zu nehmen. Dieser wurde im November konstituiert und soll ein Zwischenschritt bei dem 2019 begonnenen Reformprozess Synodaler Weg der DBK und des ZdK sein. Seine Aufgabe besteht unter anderem darin, einen Synodalen Rat vorbereiten. Ein Organ wie dieser sei "vom geltenden Kirchenrecht nicht vorgesehen und daher wäre ein diesbezüglicher Beschluss der DBK ungültig – mit den entsprechenden rechtlichen Folgen", heißt es in dem Schreiben, das zudem auf laufende und geplante Gespräche zwischen der Kurie und den deutschen Bischöfe verwies. Der DBK-Vorsitzende Bätzing entsprach diesem Wunsch. In seinem Statement zum Auftakt der Vollversammlung sprach er von einer "Selbstverständlichkeit" im Blick auf die Einheit mit Rom, kritisierte aber gleichzeitig, dass der Vatikan die Gespräche verzögere.
Nach der Weltsynode im Oktober war die Frühjahrsvollversammlung zudem die erste Gelegenheit, mit allen Bischöfen über deren Ergebnisse zu beraten. Bis Mitte Mai muss jede Bischofskonferenz einen achtseitigen Bericht in Rom einreichen mit Reaktionen auf das Synoden-Abschlussdokument. Die deutschen Bischöfe haben sich in ihrer Diskussion auf drei Punkte fokussiert: Der verantwortungsvolle und strukturell rückgebundene Umgang mit Leitungsvollmacht, die Stärkung des Aspekts der Gewaltenteilung in der Kirche sowie die stärkere Implementierung von Rechenschaftspflichten der Amtsträger. Eines der bedeutenden Themen der Weltsynode, das auch für die kommenden Beratungen entscheidend sein werde, sei die Frage nach dem Zueinander des hierarchisch verfassten kirchlichen Amts und der Synodalität. Nach Ansicht von Bätzing decken sich die Überlegungen der Weltsynode mit den Perspektiven des Synodalen Wegs und seinem Beschluss "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche": "Bischöfliche Leitung bedarf der verlässlichen strukturellen Rückbindung an synodale Gremien. Dies steht nicht konträr zur bischöflichen Letztverantwortung,sondern ist integraler Bestandteil der bischöflichen Gesamtverantwortung."
Ein weiteres Thema war die im November veröffentlichte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU), an der sich die Deutsche Bischofskonferenz erstmals beteiligt hat. "Wir wollen die Inhalte der Studie verstehen und verinnerlichen, um daraus – langfristig – Konsequenzen für kirchliches Handeln vorzubereiten", so Bätzing. In Workshops beschäftigten sich die Bischöfe unter anderen mit einer evangelisierenden Pastoral, Kirchenbindung, der Bedeutung kirchlichen Handelns mit Blick auf Populismus, dem Religionsunterricht sowie der Relevanz von Kasualien. Daraus hätten sich "zahlreiche Ansatzpunkte für die Weiterarbeit in den Kommissionen der Deutschen Bischofskonferenz ergeben", hieß es. "Insgesamt haben sich die Ergebnisse der KMU als grundlegender religionssoziologischer Ausgangspunkt für das weitere kirchliche Handeln in unserer Zeit herausgestellt."
Verstetigung und Weiterentwicklung der Regeln und Maßnahmen bei Missbrauch
Mit Blick auf die Missbrauchsaufarbeitung sprach Bätzing zunächst über die Neuberufung des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz. Ziele seien "Verstetigung, Bündelung und Weiterentwicklung der Regelwerke und Maßnahmen; die Belange der Betroffenen und ihre Perspektive konsequent zu berücksichtigen und einzubeziehen; die Einbindung externer Kompetenz und relevanter Akteure zu institutionalisieren; mehr Qualität durch einheitliche und verbindliche Normen und Standards sowie eine kontinuierliche Qualitätssicherung und Weiterentwicklung zu ermöglichen". Zentral sei dabei das überdiözesane Berichtswesen zur Qualitätssicherung. Aus einem Jahresbericht und Vor-Ort-Erhebungen ergäbe sich ein Gesamtbild sowie Empfehlungen für die künftige Präventionsarbeit. Dieses Berichtswesen liegt künftig beim neuen Sachverständigenrat zum Schutz vor sexuellem Missbrauch und Gewalterfahrungen. Für die Mitarbeit in diesem Gremium hätten sich 35 Menschen für eine Mitarbeit gemeldet. Nun werden von einer Auswahlkommission sieben davon für das Gremium ausgewählt.
"Wir begrüßen es im Interesse einer breiten Betroffenenbeteiligung sehr, dass auch der Aufruf zur Neuberufung des Betroffenenbeirates bei der Deutschen Bischofskonferenz auf große Resonanz gestoßen ist", so Bätzing weiter. Hierfür hätten 33 Menschen Interesse an der Mitarbeit angemeldet. Da acht Mitglieder des jetzigen Betroffenenbeirats eine zweite Amtszeit antreten, werden vier neue Mitglieder durch eine Auswahlkommission ernannt. Beide Auswahlkommissionen arbeiten ohne kirchliche Beteiligung.
In diesem Jahr stünde außerdem die Zwischenevaluation der Arbeit der Unabhängigen Aufarbeitungskommissionen an, erklärte Bätzing. Die Ergebnisse würden im Oktober bei einer Fachtagung vorgestellt. "Diese Arbeit der Kommissionen zur institutionellen und individuellen Aufarbeitung verdeutlicht immer wieder, wie wichtig es ist, Aufarbeitung in der Gesellschaft zu stärken und gesetzlich zu verankern", fasste Bätzing zusammen. Dies umfasse verbindliche Vorgaben für die Rechte Betroffener auf Aufarbeitung sowie für Institutionen zu schaffen. In diesem Zusammenhang wünscht sich die DBK eine stabile gesetzliche Grundlage für die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung sowie dem Betroffenenrat dort.
Hochgebet in Leichter Sprache
Weiterhin gab die DBK bekannt, dass der Essener Weihbischof Ludger Schepers Beauftragter für Queer-Pastoral wird. Diese Position gibt es damit erstmals auf der Ebene der Bischofskonferenz. Bislang gab es Queer-Beauftragte nur auf der Ebene der Diözesen.
Wie bei der vergangenen Herbstvollversammlung angekündigt, approbierten die deutschen Bischöfe ein Hochgebet in leichter Sprache zur Erprobung. Der Text basiert auf dem zweiten Hochgebet des Messbuchs und wird von einer Pastoralen Einführung begleitet. "Mit dem Hochgebet in Leichter Sprache reagieren wir Bischöfe daher nun auf ein inklusions- und liturgiepastorales Erfordernis und verbinden damit die Hoffnung, kognitiv beeinträchtigten Menschen so die aktive Teilhabe am Gottesdienst zu erleichtern oder überhaupt erst zu ermöglichen", so Bätzing.
Das Bischofstreffen in Augsburg hatte am Montag begonnen. Ein weiteres Thema war der Stand der Planungen für die im Sommer anstehende Ministrantenwallfahrt nach Rom. Außerdem veröffentlichten die deutschen Bischöfe ein neues friedensethisches Dokument unter dem Titel "Friede diesem Haus". Zusätzlich grenzte sich die Bischofskonferenz in einer eigenen Stellungnahme scharf von rechtsextremen Parteien ab und nannte dabei ausdrücklich die AfD. (mal/fxn/cph)
Vollständiger Pressetext
Den vollständigen Abschlussbericht zur Frühjahrsvollversammlung finden Sie auf der Seite der DBK.